Kurzkritik:Zeitreise

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"Spandau Ballett" in der Philharmonie

Von Stephanie Mercier, München

"Gold! Gold!" Seit Neustem bewirbt der Refrain des gleichnamigen Liedes der Londoner Band Spandau Ballett im Fernsehen einen Butterhersteller. In den Achtzigern mit New-Romantic-Sounds weltberühmt geworden, hat sich die fünfköpfige Band nach einer knapp 20-jährigen Pause 2009 wiedervereint. Nun kam das Quintett in München vorbei. Sobald Tony Hadley anfängt zu singen, fragt man sich, ob er auch die Produkte nutzt, die mit seiner Musik beworben werden. Seine Tremolo-behaftete Stimme geht immer noch runter wie Schmierfett, längere Töne hält er solide - und das in der Philharmonie, deren Akustik kaum schiefe Töne verzeiht. Allerdings sind nur drei Viertel der Plätze besetzt, was aber auch an den hoch angesetzten Preise liegen könnte: Von fünfzig bis zu hundert Euro kostete eine Karte.

Doch die Show ist ihr Geld Wert - nicht zuletzt wegen des vielen Goldes: Nicht nur der Dauerschlager mit dem Schwermetall im Refrain wurde gleich zweimal (akustisch und im Original) gespielt, zum Schlagzeug gehörte ein riesiger goldener Gong, und auch die Band ist im besten Golden Age. Zwei Stunden lang, mehr als 20 Songs spielen Spandau Ballett in perfekter Symbiose und vollziehen eine mit Saxofonsoli und Keyboard-Sounds geleitete Zeitreise, so als ob sie sich nie getrennt hätten.

Auch die beiden Songs des 2009 veröffentlichten Albums "Once More" fügen sich nahtlos ein, wenn Tony betont: " We'll take you back to our early times." Bei den Fans kommt das an. Unnachgiebig steht die vorderste Reihe das ganze Konzert durch. Auch der Rest der Halle erhebt sich immer wieder von seinen Plätzen, tanzt und singt mit, sodass das Personal der Philharmonie manche Frühlingsgefühle bremsen muss. Als letzten Song vor der Zugabe wird "True" gespielt, Pärchen liegen sich in den Armen und knutschen - so wie vor 30 Jahren. Und es scheint als hätte Spandau Ballett ihr Ziel erreicht: einen zweistündigen Ausflug zurück in die goldene Vergangenheit zu beschreiten; trotz steiferer Hüften.

© SZ vom 24.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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