Zunächst sind die drei Bläser unter sich. Schrill und schräg entfachen Tim Berne, Ron Miles und Sam Newsome einen psychedelischen Krawall, der an die Ligety-Sequenzen aus "2001 - Odyssee im Weltraum" erinnert. Was ja durchaus passend ist für ein Projekt, das Ornette Colemans 40 Jahre altes Album "Science Fiction" wieder besichtigt. Die Gäste waren damit auch perfekt eingeführt, bevor jene anderen drei mit wuchtigen Freejazz-Attacken ins Geschehen eingriffen, die sich das alles ausgedacht haben: Bassist Reid Anderson, Pianist Ethan Iverson und Schlagzeuger Dave King, besser bekannt als The Bad Plus. Die ja dadurch bekannt wurden, dass sie Musik aller Art durch ihren Rekombinationsfleischwolf drehten und zumeist neue Zugänge freilegten. Es liegt nahe, dass der Jazzrevolutionär Ornette Coleman einer ihrer Hausgötter ist.
Ob sie allerdings gut beraten waren, sich ausgerechnet dieses merkwürdige Album vorzunehmen, das nicht einmal Coleman-Fans zu seinen gelungenen Platten rechnen, darf nach dem Auftritt in der Unterfahrt bezweifelt werden. Natürlich waren phantastische Passagen dabei, wie Andersons verhaltenes, volltönendes Bass-Solo, oder die verblüffenden Wechsel, wenn sich aus dem Chaos schlagartig ein Thema oder ein Groove schälte. Trotzdem wurde man mit der Sache nicht warm. Vielleicht, weil man Iversons sonst so dominantes Klavier kaum wahrnahm. Dafür spielte sich meist King in den Vordergrund, allerdings mit einem auf die Dauer ermüdendem Schlagzeug-Stakkato. Die Bläser wirkten mit diesem Freejazz nach Noten mitunter bemüht und leblos.
Und war schon bei Coleman der süßliche Gesang der indischen Bollywood-Sängerin Asha Puthli, vorsichtig gesagt, irritierend, so muss man festhalten, dass Anderson, der diesen Part übernahm, das Singen besser sein lassen sollte. Eine zwiespältige Angelegenheit also. Die gute Absicht war erkennbar, der Bogen aber überspannt. Zu dritt und bei sich sind The Bad Plus immer noch am besten.