Kunstpark Ost bis 2005:Der Mogul muss mögen

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Kunstpark Ost läuft bis 2005 weiter - notfalls auch ohne Nöth

Rudolf Bögel

Er hört auf, er macht weiter, er mag nicht mehr, dann mag er doch wieder. Wolfgang Nöth, Erfinder des Kunstparks Ost (KPO), ist ein wankelmütiger Genosse. Noch vor einem halben Jahr hat er steif und fest behauptet, dass im Jahr 2003 endgültig die Lichter ausgehen werden an Münchens beliebtester Amüsiermeile. Und jetzt verdichten sich die Anzeichen, dass zumindest bis 2005 wesentliche Teile des Kunstparks bestehen bleiben.

(Foto: N/A)

Der Wankelmut des ehemaligen Klosterschülers Nöth lässt sich jedoch erklären. Dazu muss man allerdings noch einmal kurz in die Vergangenheit zurückgehen. Eigentlich ist das einstige Knödelfabrikationsgelände in bester City-Lage viel zu wertvoll, um es weiterhin als Industriebrache mit Spaßkultur zu betreiben. Deshalb will der Eigentümer, Konsul Otto Eckart, das Areal bebauen. Bis es soweit ist - angeblich im Jahr 2005 - soll es allerdings noch vom Kunstpark genutzt werden. Schließlich zahlt der eine ganz stattliche Miete.

Weshalb Wolfgang Nöth und seine Mitstreiterin Gabi Scheffel trotzdem schon im Jahr 2003 die letzte Party feiern wollten, hat einen ganz einfachen Grund. Strengere Bau- und Versammlungsauflagen hätten hohe Investitionen in die baufälligen Hallen bedeutet - und die wollte der KPO einfach nicht mehr bezahlen, schließlich soll schon im Jahr 2006 zur Weltmeisterschaft der neue Kunstpark Nord fertig gestellt sein.

Nun kommt eine dritte Person ins Spiel. Alex Wolfrum, Veranstalter und Erfinder des erfolgreichen Kino Open Airs auf dem Königsplatz, interessierte sich plötzlich für das Gelände. Entweder brachte er sich selbst ins Spiel oder wurde vom Konsul ins Spiel gebracht. Denn Eckart will nachvollziehbar eines nicht - nämlich, dass das Gelände leer steht, weil er dann nämlich kein Geld verdient.

Für die KPO-Macher war der Name Wolfrum ein mehr als schriller Weckruf. Hätte es doch bedeutet, dass der Kunstpark noch zwei Jahre weiterläuft, jedoch ohne Nöth und Kompagnons. Und so wurden die Verhandlungen zwischen Kunstpark und Konsul wieder aufgenommen. Nöth lässt derzeit prüfen, welche Hallen mit einem Minimum an baulichen Veränderungen weiterbetrieben werden können (dem Vernehmen nach handelt es sich um den Kernbereich von Babylon bis Milchbar, auch die Nachtkantine ist im Gespräch). Außerdem wurde dem Konsul signalisiert, dass man weitermachen werde, "wenn nur der Preis stimmt".

Und die Moral von der Geschicht'? Der KPO hat sich wegen zu großen Erfolges zum absoluten Selbstläufer entwickelt. Und da kommt es nicht drauf an, ob Nöth mag oder nicht, manchmal muss er mögen wollen. Und was Nöths Wankelmut betrifft, da verhält es sich wie bei der alten Bauernregel über das Wetter: Entweder es ändert sich oder es bleibt wie es ist.

Aus: SZ v. 14.06.2002

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