Kunstpark Nord:Kultur contra Kommerz

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Dem Kunstpark Nord droht erneut das Aus. Die Stadt und die Großgastronomen Wolfgang Nöth und Mathias Scheffel haben sich noch immer nicht auf einen unterschriftsreifen Kaufvertrag einigen können. Neuer Streitpunkt ist ein Hotel.

Von Tobias Lill

Der Plan der beiden Hallenkönige, auf dem 37.000 Quadratmeter großen Areal in Fröttmaning ein riesiges Hotel zu errichten, sorgt für Streit mit dem Kommunalreferat. Zudem gestaltet sich die Suche nach Geldgebern für Nöth und Scheffel bislang schwierig.

Bisher existiert der Kunstpark Nord nur auf Plänen (Foto: Grafik: SZ)

Eigentlich hatte sich die Stadt bereits Anfang Februar nach langwierigen Verhandlungen mit Nöth und Scheffel auf einen Verkaufspreis in von 9,124 Millionen Euro geeinigt. Die Summe entspricht genau dem damals vom Kommunalreferat errechneten Verkehrswert.

Doch nun hat das Kommunalreferat in einem neuen Gutachten den Verkehrswert deutlich höher festgelegt. Von 10,3 Millionen Euro ist die Rede. Der Grund sind Änderungen in Nöths und Scheffels Konzept. Statt eines wie noch vor einigen Monaten in den Planungen enthaltenen Hotels mit einer Geschossfläche von 2.300 Quadratmetern, legten die beiden dem Kommunalreferat kürzlich Pläne für ein mit 8.000 Quadratmetern Geschossfläche fast drei mal so großes Hotel vor. Das Kommunalreferat änderte daraufhin seine Bewertung. "Durch einen höheren Anteil an kommerzieller Nutzung, erhöht sich auch der Verkehrswert", sagt Kommunalreferentin Gabriele Friedrich.

Scheffel fürchtet jetzt um das Projekt: "Das können wir niemals bezahlen." Das Kommunalreferat verkenne die wirtschaftliche Situation. Zur Finanzierung des Projekts sei eine stärkere kommerzielle Nutzung notwendig. Bei der Einigung Anfang Februar habe er sich ausdrücklich von der Stadt versichern lassen, dass er eine bis dahin noch nicht verplante und jetzt zur Diskussion stehende Fläche von 6.000 Quadratmeter auch kommerziell nutzen dürfe. So drohe alles "kaputt zu gehen." Scheffel nennt das Verhalten des Kommunalreferats "unseriös".

Friedrich weist diesen Vorwurf zurück: "Herr Nöth und Herr Scheffel wussten, dass die Fläche für eine kulturelle Nutzung vorgesehen ist." Wegen des EU-Rechts seien ihr die Hände gebunden. Die Stadt dürfe nicht unter dem Verkehrswert verkaufen. Friedrich: "Ich werde dem Stadtrat jedenfalls nicht empfehlen, mit Verlust zu veräußern." Der Stadtrat will das Thema am 28. Juli behandeln - bis dahin hofft Friedrich, noch eine Lösung zu finden.

Scheffel signalisiert zwar Kompromissbereitschaft, schließlich hänge man nicht an dem Hotel, an einer kommerziellen Nutzung der strittigen Teilfläche führe aber kein Weg vorbei. Ohnehin sei es sehr schwierig, ausreichend Investoren für das insgesamt rund 40 Millionen Euro teure Projekt zu finden. Scheffel: "Die rechnen knallhart."

Als sicher gilt, dass eine Brauerei als Geldgeber zur Verfügung steht. "Aber die reicht natürlich bei weitem nicht aus, und es ist schwierig bei der anhaltenden Unsicherheit über den Vertragsabschluss, ausreichend Investoren zu finden", sagt Scheffel. Grundsätzlich gebe es aber eine Reihe von Interessenten.

Eine weitere Verzögerung des ursprünglich für Januar 2006 geplanten Eröffnungstermins hält Scheffel für wahrscheinlich. "Auch wenn es jetzt bald losgeht, wird es schwierig, bis zur WM fertig zu werden", sagt er.

Sein Kompagnon Wolfgang Nöth ist weiterhin optimistisch, dass der Kunstpark Nord kommt. "Das läuft alles". Er erwartet vom Kommunalreferat jetzt Vorschläge, wie sich die Stadt eine kulturelle Nutzung vorstellt. Es werde eine Lösung geben, die finanzierbar sei und "jeder EU-Richtlinie stand hält". Das Hotel sei nur ein Vorschlag gewesen. Auch die Schaffung von noch mehr Ateliers sei laut Nöth denkbar.

In jedem Fall will er, wie in der ersten Einigung mit dem Kommunalreferat festgelegt, der Stadt 1.000 Quadratmeter Atelierfläche mietfrei für 25 Jahre überlassen. Dafür sollen er und Scheffel von der Stadt einen Investitionszuschuss von einer Million Euro erhalten. Das Kulturreferat überlässt diese dann zu subventionierten Mieten Münchner Künstlern. SPD und Grüne machen ihre Zustimmung im Stadtrat von einer solchen Regelung abhängig.

© SZ vom 08.07.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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