Kulturprojekt:München plant ein riesiges Faust-Festival

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Zum 100. Jubiläum der Goethe-Universität hatte der Künstler Ottmar Hörl in Frankfurt 400 Goethe-Figuren aufgestellt. Im nächsten Jahr wird München zur Faust-Stadt werden. (Foto: REUTERS)

Theater, Partys und sogar ein eigenes Bier: Künstler und Veranstalter wollen das Goethe-Drama mit hundert Events feiern.

Von Susanne Hermanski

Es soll die größte Kooperation von Kulturinstitutionen und Kreativen werden, die die Stadt je gesehen hat: München plant ein Faust-Festival. Stattfinden wird es von Februar bis Juli 2018, und viele sind schon mit im Boot - von der Staatsoper bis zu privaten Party-Veranstaltern, Performance-Künstlern, App-Designern, dem Boxwerk und Christian Schottenhamel. Der Wirt hat versprochen, nicht nur die Nockherberg-Bühne als einen der vielen Veranstaltungsorte zur Verfügung zu stellen, sondern auch einen eigenen Doppelbock für das exorbitante Kulturfest zu brauen.

Die Initiative dazu kam von Roger Diederen, dem Direktor der Kunsthalle, der schon lange eine Ausstellung zu Faust in der Bildenden Kunst plant. "Mir war aber bald klar, dass es so viele Aspekte zu Goethes Stoff gibt, die wir gar nicht alle abbilden können", sagt Diederen. "Das Thema ist toll. Faust ist der Prototyp des modernen Menschen: immer rastlos, immer auf der Suche, nie am Ziel. Verführbar ist er auch unentwegt." Also hat er angestoßen, was sich wie im Schneeballsystem im gesamten Münchner Kulturbetrieb ausgebreitet hat - die Idee zu einem ganzen Faust-Festival.

Der Planungsstand ist imposant und in Teilen schon auf www.faustfestival.com zu sehen. "Ein Drama, eine Stadt, hundert Events", ist das erklärte Ziel. Im März wird das Projekt auf der Tourismus-Messe ITB vorgestellt; damit ist auch der Anspruch markiert: Das Festival soll Strahl- und Anziehungskräfte weit über Bayern hinaus entwickeln. Wer mitmachen will, ist herzlich dazu aufgerufen. "Und es gibt nichts, was zu klein, und nichts, was zu umfangreich wäre", sagt Anna Kleeblatt, die von Seiten der Stadt München die Projektleitung des Festivals übernommen hat.

Theatervorstellungen, Konzerte, Lesungen, Diskussionen, Happenings, Stadtwanderungen, eine Faust-App und Partys sind schon geplant. Im Boot sind Residenztheater, Gärtnerplatztheater, Theaterakademie und Staatsoper, aber auch das sehr viel kleinere Marionetten- und das Galerie-Theater. Stadtbibliothek, Monacensia und Literaturhaus machen mit. Aus dem Kreis der Museen das Reich der Kristalle, das NS-Dokumentationszentrum und das Theatermuseum. Die Bayerische Akademie der Schönen Künste, die Evangelische Akademie Tutzing, Goethe Institut, Instituto Cervantes, LMU und TU haben Beiträge angekündigt. Aber auch "Einzelkämpfer" wie die Berliner Performerin Bridge Markland und Faust-Experten der etwas anderen Art haben sich schon gemeldet: die Jungs und Mädels vom Boxwerk.

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:"Erkennen sie denn den Teufel?"

Eigentlich wollte Roger Diederen, der Chef der Kunsthalle, lediglich eine Ausstellung zum "Faust" planen - und sogar das zunächst nur widerwillig. Doch dann war ihm bald klar: Das Thema ist zu groß für einen allein.

Interview von Susanne Hermanski
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