Konzertkritik:Die Fantastischen Vier - Wortsport

Die Band, die nie behauptet hat, anders zu sein, ist es auch im 15. Jahr ihres Bestehens nicht.

Die Fantastischen Vier sind jetzt auch bald vierzig. Ein Alter, in dem man so langsam weiß, was Ischias ist. Diesen Eindruck kann man jedenfalls bekommen, wenn man einen von ihnen, Smudo, beim Baden in der Menge beobachtet.

Wortsport vom Feinsten: Fanta Vier in der Olympiahalle (Foto: Foto: dpa)

Statt ungehemmt von der Bühne zu springen, steigt er von einer Absperrung, wälzt sich kurz bis in die zweite, dritte Reihe und plumpst zurück in den Graben - der behäbigste Stagedive des Jahres.

Dabei strecken sich 10.000 begeisterte Zuschauer im ausverkauften Olympiastadion, um den Hip-Hop-Opi auf Händen zu tragen - ein triumphaler Auftakt zur Deutschlandtour mit dem aktuellen Album "Viel".

Reimeschütteln, Lautmalen, Sätzefeilen, Dauerhopsen

Die jahrelang erwartete Scheibe versammelt gewohnt grundsolide gemachte Pop-Tracks, Spätzlesrap made in Benztown Stuttgart: eingängig, tanzbar, gespickt mit witzigen Klangspielereien, inhaltlich einmal mehr eine Auseinandersetzung mit dem ungeheuren Mittelstandsdasein, inklusive Liebesgegrübel, Alltagsbanalitäten, zur Philosophie verschwurbelt, und der Frage nach dem eigentlich überfälligen Häuslebau - auch die Themen gehen auf die Vierzig zu.

Die Fantastischen Vier, die nie behauptet haben, anders zu sein, sind es auch im 15. Jahr ihres Bestehens nicht.

Live bringen sie ihre Songs mit Begleitung durch eine rhythmisch starke Band, ganz in Weiß gekleidet, ohne große Bühneneffekte. Der Rest ist zwei Stunden langes, mitreißendes Reimeschütteln, Lautmalen, Sätzefeilen und Dauerhopsen. Wortsport vom Feinsten, gegen den viele junge Epigonen der schwäbischen Genre-Pioniere ganz schön alt aussehen.

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