Konzernsanierung:Drei Karstadt-Filialen werden verkauft

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Ihre Geschäftszahlen sind besser als anderswo, trotzdem sollen die Filialen in Fürstenried, Giesing und Laim ausgelagert und verkauft werden. Auch in anderen Geschäftsbereichen wird es deutliche Einschnitte geben.

Von Martin Hammer

Eigentlich sollte in der Schwabinger Karstadt-Filiale heute gefeiert werden - mit roten Rosen für die Kunden zum 40. Geburtstag des Kaufhauses an der Leopoldstraße. Doch dazu dürfte den wenigsten Karstadt-Mitarbeitern derzeit zu Mute sein. Denn das Sanierungskonzept, das Vorstandschef Christoph Achenbach gestern in Essen vorstellte, wird auch für die rund 3.200 Münchner Beschäftigten erhebliche Folgen haben.

Bundesweit will der Konzern 77 seiner 181 Warenhäuser in eine neue Gesellschaft überführen und verkaufen. Zudem sollen mehrere tausend Stellen gestrichen werden.

Über die Konsequenzen für die einzelnen Häuser wurden die Geschäftsführer gestern in der Konzernzentrale in Essen informiert, heute finden in allen Geschäften Betriebsversammlungen statt. "Bis jetzt wissen wir nur das, was wir im Radio gehört haben", klagt Manfred Thomas, Betriebsratschef bei Karstadt in Fürstenried. Die Belegschaft sei verunsichert, die Stimmung der 60 Kollegen im Keller.

Das Haus in Fürstenried gehört nach Angaben eines Karstadt-Sprechers ebenso wie die Standorte Giesing und Laim zu den 77 Filialen, die in eine neue Gesellschaft überführt und veräußert werden sollen. Alle drei liegen deutlich unter der vom Konzern gesetzten Grenze von 8000 Quadratmetern. Nur die 89 größten Warenhäuser sollen künftig noch den Namen Karstadt tragen. Die Zukunft der ausgelagerten Häuser bleibt ungewiss. Sollten für die Geschäfte kein Käufer gefunden werden, könnte sogar die Schließung drohen, fürchtet Verdi.

Auslagerung trotz guter Ergebnisse

Betriebsratschef Thomas hat für die Auslagerung wenig Verständnis. "Wir büßen für die Fehler der Manager, dabei gehören unsere Geschäftsergebnisse zu den besten in München." Dass die kleinen Geschäfte beim Ergebnis besser dastünden als die großen, sei zwar richtig, so Georg Wäsler von Verdi, doch die Auslagerung der kleinen Filialen sei eine strukturelle Entscheidung, die auf einzelne Häuser keine Rücksicht nehme.

Auf neue Eigentümer müssen sich auch die Angestellten des Modegeschäfts SinnLeffers in den Riem Arcaden einstellen, die Fachgeschäftskette soll verkauft werden. Gleiches gilt für die Logistikbetriebe, von denen sich Karstadt zum 1. Januar 2005 trennen will. Betroffen sind davon rund 120 Mitarbeiter im Regionallager des Konzerns in Kirchheim.

Von der Theresienhöhe wird Karstadt schließlich komplett verschwinden: Das Einrichtungshaus wurde bereits zum 1. Oktober an die österreichische Möbelkette Lutz verkauft, das Karstadt Outdoor-Center nebenan soll laut Verdi ebenfalls ausgelagert und "verwertet" werden.

Deutlicher Personalabbau

Übrig blieben in München dann noch die drei mittelgroßen Filialen in Schwabing, am Nordbad und im Olympia Einkaufszentrum sowie die "Weltstadthäuser" Karstadt Oberpollinger in der Fußgängerzone und der ebenfalls zum Konzern gehörende Hertie am Bahnhof. Doch auch hier werden die Sparmaßnahmen zu spüren sein. Zum einen werden die Restaurants in den Kaufhäusern konzernintern ausgegliedert, zum anderen steht den verbleibenden Häusern ein deutlicher Personalabbau bevor. Bereits in den vergangenen Jahren, so Wäsler, seien in München rund 20 Prozent der Arbeitsplätze weggefallen.

"Kahlschlag statt Sanierung", so klagt die Gewerkschaft Verdi, die sich gegen die geplanten Maßnahmen wehren will. Anders als in anderen Städten seien in München morgen aber noch keine Protestaktionen geplant, erklärt Wäsler. Wenn es allerdings in den kommenden Wochen um die konkrete Umsetzung gehe, könne es auch deutlichere Zeichen wie Arbeitsniederlegungen geben.

© SZ vom 29.09.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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