Kommentar:Sprachförderung muss früher beginnen

Was die Gesellschaft nicht wirklich schafft, das wird jetzt den Schulen aufgebürdet: die Integration der ausländischen Kinder.

Von Christine Burtscheidt

Doch ist die Arbeit der Lehrer zum Scheitern verurteilt, wenn in einer Klasse Schüler 20 verschiedener Nationalitäten sitzen, die kaum ein Wort Deutsch sprechen. An Grundschulen wie im Münchner Westend oder in Nürnberg-Mögeldorf ist das längst Alltag. Deutsche Eltern schicken deshalb ihre Kinder dort gerne auf eine Privatschule oder ziehen in ein anderes Stadtviertel.

Die Politik verschloss lange Zeit die Augen vor dem Problem. Und Lehrer förderten meist unter schlechten Rahmenbedingungen die Migranten-Kinder. Letztlich blieben sie im bayerischen Schulsystem chancenlos.

Dank Pisa ist die eigentliche Misere an den Schulen inzwischen erkannt. Bayern reagierte darauf und richtete vor drei Jahren Sprachlernklassen ein, in denen Kinder gezielt gefördert werden. Sie sind eine gute Sache, doch sind 216 Klassen bei 2500 Volksschulen viel zu wenig.

Grundsätzlich ist auch die Entscheidung der Staatsregierung richtig, Erstklässler mit Sprachproblemen zurück in den Kindergarten zu schicken, wo sie ein Sprachtraining erhalten. Allerdings geht dabei ein Schuljahr verloren.

Beide Maßnahmen greifen erst rückwirkend, wenn die Schüler bereits erfahren haben, dass sie mit ihren deutschen Freunden nicht mithalten können. Besser wäre es, früher mit der Sprachförderung zu beginnen - wozu auch die Pisa-Macher raten. Überhaupt sollte es für all jene Kurse geben, die sie nötig haben. Das ist nur durch ein verpflichtendes, kostenloses drittes Kindergartenjahr zu leisten. Doch dieser Vorschlag ist der CSU zu teuer.

© SZ vom 13.07.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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