Kolumne: After Eight:Stellungswechsel, bitte!

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Im Moment gilt das Glockenbachviertel noch als Nonplusultra im Münchner Nachtleben. Noch. Denn die Szene zieht langsam weiter in ein anderes Viertel.

Beate Wild

Die coolsten Clubs, die lässigsten Bars, die am besten gestylten Leute: Derzeit gilt das Glockenbach als hippstes Viertel in München, keine Frage. Wer etwas auf sich hält, geht hier aus. Den Abend fängt der szenige Münchner in Kneipen wie dem Hey Luigi oder der Cooperativa an. Dann zieht er weiter in Bars wie das K&K, den Trachtenvogl oder das Café King. Und schließlich landet er zum Tanzen in der Ersten Liga oder in der Registratur.

Die angesagten DJs legen in München längst nicht mehr nur im Glockenbachviertel auf. Auch in der Maxvorstadt gibt es neuerdings coole Partys. (Foto: Foto: istock)

Schließen die Clubs irgendwann, nimmt der Nachtschwärmer mit Durchhaltevermögen meist noch einen Absacker im Pimpernel (derzeit gerade nicht, denn das Pimpernel wird noch bis Mai renoviert). Das Glockenbach ist schon lange nicht nur mehr Schwulenviertel, sondern wurde längst vom trendigen Partyvolk erobert.

Glücklicherweise, möchte man meinen, denn die Zeiten, als sich das gesamte Münchner Nachtleben noch im Kunstpark Ost abspielte und die Innenstadt tot war, sind noch nicht allzulange her. Doch so angesagt das Glockenbach auch ist, stellt man doch inzwischen gewisse Ermüdungserscheinungen fest.

Das Publikum wird jünger und provinzieller

Neue Clubs haben schon lange nicht mehr eröffnet in dem schicken Viertel an der Isar, und die etablierten Diskotheken sind den Trendsettern längst langweilig geworden. Dass Publikum wird stetig jünger und provinzieller, die Erste Liga kann ein Lied davon singen. Und für die Registratur sind die Tage gezählt, denn sie muss im September wegen Ablauf des Mietvertrags endgültig aus dem Gebäude an der Blumenstraße raus.

Auch die Bars sind immer die gleichen. Schon lange hat man keine neue Sensation hier erlebt. Doch das ist genau das, wonach die Szene hungert: neue Locations. Man greift dann zwar gerne auf bewährte DJs zurück und trifft beim Ausgehen auch gerne seine übliche Clique. Doch jungfräuliche, unverbrauchte Amüsierstätten sind immer ein Highlight.

Und da das Glockenbach in letzter Zeit wenig Neues und Aufregendes zu bieten hat, zieht die Szene eben weiter - in die Maxvorstadt. Seit März hat die Interims-Location "Horses, Cars & Stars" eröffnet. In den Räumen des ehemaligen Brik gibt es nun von Donnerstag bis Sonntag die derzeit coolsten Partys der Stadt. Das Gebäude in der Schellingstraße 24 steht gerade komplett leer, da es kernsaniert werden soll. Den Leerstand nutzen nun wechselnde Künstler und DJs unter der Regie der beiden Klamottenläden "Spielbar/Tragbar" und "Meschugge 54" und dem "Super Magazin", um dem Univiertel wieder so richtig einzuheizen.

Lesen Sie auf Seite 2, welche Lokale demnächst eröffnen.

Während am Wochenende das Partyvolk in der Schellingstraße 24 das Tanzbein schwingt, haben die Veranstalter zum Auftakt in den gleichen Räumlichkeiten unter der Woche Outlet-Mode angesagter Marken verkauft - übrigens zu sensationell günstigen Preisen.

Das Horses, Cars & Stars in der Schellingstraße 24: Nur eine Interims-Location, aber die Partys können sich sehen lassen. (Foto: Foto: Wild)

An den Plattentellern stehen stets angesagte Münchner DJs wie Mirko Hektor, Der Brane oder die DJ-Brüder "Kill the Tills", auch jetzt wieder am langen Osterwochenende. Gut, es handelt sich beim Horses, Cars & Stars nur um ein Lokal auf Zeit, doch es könnte der Anfang eines neuen Münchner Partyverhaltens sein. Auch andere angesagte Partys finden momentan in der Maxvorstadt statt, wie die Elektro-Fete vergangenes Wochenende in dem alten Warenhaus von Ana Alcazar in der Augustenstraße.

Aber nicht nur das Univiertel, auch die Gegend um den Hauptbahnhof hat Potential. Das Café Kosmos hat sich schon längst zu einem beliebten Treffpunkt alternativer Münchner entwickelt. Demnächst wollen die Prinzip-Wirte Dafne van der Zee und Daniel Mraz das Viertel mit einer neuen Location aufmöbeln. Sie haben das Gemäuer des altehrwürdigen Café Beer in der Prielmayerstraße (Ecke Luitpoldstraße) übernommen. Dort soll hinter der riesigen Glasfront bald eine neue Bar eröffnen.

Ebenso wird der ehemalige Nachtclub "Paradise City" in der Luitpoldstraße 3 im Elisenhof wohl bald Treffpunkt lässiger Münchner. Das Wirte-Brüderpaar Florian und Jakob Faltenbacher haben den Laden übernommen. Betreiben wollen sie das neue Lokal nicht selbst, das soll ein Pächter für sie übernehmen. Wann der Club eröffnet steht noch nicht fest, aber man darf sich endlich mal auf etwas Neues freuen.

Bis dahin sollte man sich an die temporären Partys halten. Bei den derzeitigen Mangelerscheinungen im Münchner Nachtleben, ist das sowieso die beste Wahl. Und seine Pappenheimer trifft man dort auch ganz bestimmt wieder.

Die Kolumne "After Eight" erscheint jeden Donnerstag auf dem neuen Stadtportal "münchen extra" von sueddeutsche.de.

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