Kolumne: After Eight:Obacht, hinterhältiges Bier!

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Unter den Bieren ist das Starkbier der Wolf im Schafspelz. Es schmeckt ungemein süffig, doch sein starker Alkoholgehalt hat schon die Trinkfestesten umgehauen.

Beate Wild

Der Fasching ist vorbei, wir stecken mitten in der Fastenzeit. Das heißt, wir, die Münchner, eigentlich nicht. Wenn die Leute anderswo auf Alkohol, fette Speisen und Süßigkeiten verzichten, hauen wir erst so richtig rein. Es ist Starkbiersaison in München, und das ist so ähnlich wie die Wiesn-Zeit. Fast sogar noch ein bisschen schöner, weil die Einheimischen unter sich bleiben und sich kaum ein Tourist zu einem dieser Feste verirrt.

Am Anfang sitzen die Nockherbergbesucher noch gesittet auf ihren Plätzen. Spätestens bei der zweiten Maß steht jeder auf den Bänken. (Foto: Foto: Stephan Rumpf)

Der Löwenbräukeller hat dieses Jahr als erster losgelegt und serviert den Durstigen schon seit vergangenem Wochenende seinen Triumphator. Der Augustinerkeller, die Perlacher Forschungsbrauerei und der Haidhauser Unionsbräu ziehen am Wochenende nach, der Starkbieranstich am berühmten Nockherberg ist nächsten Donnerstag.

Wer schon einmal bei einem Starkbierfest war, weiß, dass so ein Besuch äußerst gefährlich ist. Das Bier, das die Brauereien dort ausschenken und speziell zu diesem Anlass gebraut haben, ist nämlich extrem süffig und extrem stark zugleich.

Klar, das Starkbier heißt ja nicht umsonst Starkbier. Da hat man schon so manchen trinkfesten Zeitgenossen von seiner Bank kippen sehen. Filmrisse nach einem Besuch am Nockherberg sind durchaus keine Seltenheit. Nehmen wir doch zum Beispiel mal den Salvator, wie das Fastenbier der Paulanerbrauerei heißt. Es hat 18,3 Prozent Stammwürze und 7,5 Prozent Alkohol. Ein Paulaner Hell dagegen, also die "normale" Variante, hat nur 11,5 Prozent Stammwürze und 4,9 Prozent Alkohol. Ein gewaltiger Unterschied.

Lesen Sie auf Seite 2, was nach der zweiten Maß Starkbier passiert und womit man am nächsten Morgen rechnen muss.

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Dabei ist der Salvator noch ein "leichtes" Starkbier. Der Triumphator vom Löwenbräu hat 7,6 Prozent Alkohol, der Animator vom Hacker-Pschorr sogar 7,8 Prozent. Der Name Animator beschreibt das, was mit dem Trinker passiert, ziemlich gut. Bei der ersten Maß ist man durstig, das Bier trinkt sich wegen des typisch malzigen Geschmacks wie Limonade, man kommt in Stimmung und sofort Lust auf eine zweite Maß. Man ist animiert.

Auch das zweite Bier läuft runter wie Öl - zumindest noch am Anfang. Während der zweiten Maß kommt nämlich meist irgendwann der große Gong: Urplötzlich, mit einem Schlag, spürt man den Alkohol, und zwar ziemlich unverschämt.

Zu dieser Zeit steht man schon längst mit seinen Freunden oder Kollegen auf den Bänken und grölt mit zu Liedern wie "Heut' is so a schöner Tag", "Viva Colonia" oder "Skandal im Sperrbezirk". Man tanzt und schunkelt weiter. Und der, der auch weitertrinkt, wird an diesem Abend noch sehr viel Spaß haben, am nächsten Morgen jedoch schlimmste Übelkeit und höllische Kopfschmerzen verspüren. Beim Starkbier ist also höchste Vorsicht geboten. Unter den Bieren ist es der Wolf im Schafspelz. Prost!

Die Kolumne "After Eight" erscheint jeden Donnerstag auf dem neuen Stadtportal "münchen extra" von sueddeutsche.de.

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