Kolumne: After Eight:Nichts für schwache Nerven

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Unfähige, unfreundliche Mitarbeiter. Ewige Schlangen an Bar, Garderobe und Toilette. Und verkehrstechnisch extrem schwierig zu erreichen. Wer sich so etwas antut? Fans, die in München auf ein Pop-Konzert wollen.

Beate Wild

Pop-Konzerte sind absolut spitze. Für Musikliebhaber gibt es nichts Schöneres, als die Lieblingsband auch mal live zu erleben, nicht immer nur vom MP3-File oder im Videoclip bei youtube. Da ist es wirklich sehr vorteilhaft, wenn man in einer großen Stadt wie München wohnt. So ziemlich alle Künstler, die gerade angesagt sind, kommen hier einmal zur Visite vorbei.

Für das Gedränge bei Konzerten braucht man starke Nerven. (Foto: Foto: dpa)

Vergangene Woche gaben sich die alten Break-Beat-Schergen von Prodigy die Ehre, am Dienstag war Peter Fox, der derzeit coolste deutsche Pop-Star, in der Stadt, nächste Woche sind die Killers aus Las Vegas in der Bayern-Metropole. Und demnächst haben sich in München sogar Superstars wie Bob Dylan, AC/DC und Madonna angesagt.

Unschöne Begleiterscheinungen

Eigentlich großartig, gäbe es da nicht ein paar unschöne Begleiterscheinungen: In München auf ein Konzert zu gehen, ist oftmals mit dem absoluten Chaos verbunden. Die Organisatoren sind häufig völlig überfordert, so dass ein Konzertbesuch zur harten Geduldsprobe werden kann.

Jüngstes Beispiel: Peter Fox im Zenith. Dass das Zenith generell mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwierig zu erreichen ist, ist nicht neu. Da es am Dienstagabend in Strömen regnete, entschlossen sich wohl viele für eine Fahrt mit dem eigenen Wagen. Schon bei der Anfahrt zum Konzert blieb unser Taxi im Stau stehen und brauchte für den letzten Kilometer zur Halle etwa 20 Minuten. Nur der Taxi-Fahrer freute sich ob des fröhlich ratternden Taxometers. Schuld für enorme Warterei war die schlechte Organisation auf dem Parkplatz.

Danach in der Halle: Ewige Schlangen an der Bierausgabe, an der Garderobe und vor den Toiletten. Bei 6000 Besuchern muss ein Organisator eigentlich für genügend Personal sorgen, was aber im Zenith nicht der Fall war. Die Mitarbeiter selbst: Schlecht gelaunt und unwissend. Wie gut, dass wenigstens Peter Fox für gute Laune sorgte, denn alles andere war nichts für schwache Nerven. Obendrauf kommt, dass die Akkustik im Zenith mehr als eine Zumutung ist und man wegen der vielen Säulen eigentlich nur vorne in der Mitte eine gute Sicht hat.

Warten in strömendem Regen

Ein anderer Ort für regelmäßige Frustrationserlebnisse bei Konzerten ist die Tonhalle in der Kulturfabrik. Bei der Prodigy-Show vergangene Woche war schon der Einlass in die Halle ein kleiner Gau. Bis sämtliche 2000 Personen endlich in der ausverkauften Tonhalle waren, dauerte es eineinhalb Stunden - und das bei eisiger Kälte und strömendem Regen. Ein Vordach oder einen überdachten Eingangsbereich hat die Tonhalle wohlgemerkt nicht.

Drinnen ging es dann weiter mit durstigen Menschenmassen, die an der Bar wenigen extrem langsamen und unwilligen Mitarbeitern hinterm Tresen gegenüberstanden, die augenscheinlich kein Interesse hatten, die Gäste schnell zu bedienen. Auf ein Bier musste man schon mal eine halbe Stunde warten - und sich dabei der Gefahr aussetzen, von anderen ungeduldigen Konzertbesuchern erdrückt zu werden.

Lesen Sie auf Seite 2, welche Hallenbetreiber es besser auf die Reihe kriegen und welche Fans sich jetzt schon für ihren Konzertbesuch wappnen sollten.

Da fragt man sich doch, warum es einige Hallenbetreiber überhaupt nicht auf die Reihe kriegen, andere wiederum ganz gut. Lobenswert erwähnen muss man hier die Muffathalle und das Backstage, die natürlich mit weniger Besucheransturm rechnen müssen. In die Muffathalle passen 1100 Leute, ins Backstage 800. Natürlich ist auch in diesen Hallen manchmal viel los an der Bar, aber hier hat man wenigstens das Gefühl, dass sich die Servicekräfte Mühe geben, schnell und freundlich zu sein.

Auch die Olympiahalle, in der von jeher schon die größten Konzerte stattfinden und die, wenn die Veranstaltung ausverkauft ist, mit 12.000 Menschen rechnen muss, weiß, wie man solche Events gut über die Bühne kriegt. Ins Olympiastadion, in dem in diesem Sommer AC/DC, Madonna, Depeche Mode und Bruce Springsteen spielen werden, passen sogar 75.000 Menschen.

Jetzt schon richtig leid tun können einem die Fans von Mia, Bob Dylan und den Killers. Die drei Bands müssen ihre Auftritte im Zenith absolvieren: Mia am Freitag, die Killers am Montag, Bob Dylan am 4. April. Den Leuten, die Karten haben, sei angeraten, sich rechtzeitig auf den Weg zu machen - mindestens zwei Stunden vor Beginn.

Sie sollten sich möglichst weit vorne im Mittelteil platzieren und den ganzen Abend nichts trinken. Dann haben sie nämlich wenigstens eine gute Sicht auf die Band, ersparen sich den Ärger an der Bar und müssen - weil ja nichts getrunken - nicht ewig vor den Toiletten anstehen. Tja, und um die Garderobe nicht benützen zu müssen, sollten sie am besten nur im T-Shirt kommen. Zugegebenermaßen ziemlich kalt bei dem derzeitigen Sauwetter. Aber eine Erkältung ist bei dem ganzen Zenith-Chaos fast noch das geringere Übel.

Die Kolumne "After Eight" erscheint jeden Donnerstag auf dem neuen Stadtportal "münchen extra" von sueddeutsche.de.

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