Kolumne: After Eight:Modern Talking ist zurück

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Die achtziger Jahre sind auch in München wieder voll da - das beweist die Musik in den Clubs und die Mode der Gäste. Bisweilen trägt das bizarre Blüten.

Beate Wild

Es ist Wochenende, das Café King in der Müllerstraße platzt aus allen Nähten. Am Eingang diskutiert eine Gruppe Halbstarker mit dem Türsteher. Wir drängeln uns vorbei, sind froh, endlich aus der Kälte ins Warme zu kommen. Doch dann das: Modern Talking. Eindeutig und unverwechselbar. Ungläubig blicken wir uns um. Aus den Boxen tönt eindeutig "You're my heart, you're my soul", die Gäste scheint es nicht zu tangieren. Im Gegenteil, die Tanzfläche im hinteren Bereich ist voll. Dieses Erlebnis war der Gipfel der Geschmacklosigkeit, der uns beim um sich greifenden Achtziger-Jahre-Revival in München bislang untergekommen ist. Dass es das deutsche Schnulzen-Duo 25 Jahre nach ihrer Gründung schafft, wieder in hippen Clubs gespielt zu werden, hätten sie wohl selbst niemals geglaubt. Klar, der Trend ist nicht mehr zu verleugnen und auch in unserer schönen Stadt schlägt die Retrowelle erbarmlos zu. Bisweilen trägt das bizarre Blüten. Die Münchner Bars und Clubs sind eifrig dabei, den Achtzigern wieder auf die Sprünge zu helfen. Die Musik aus der Zeit ist angesagt wie nie. So ist auch der Erfolg der erst vor einigen Wochen eröffneten Paradiso Tanzbar zu erklären, in dem fast ausschließlich dieser Sound gespielt wird. Aber auch Lokale wie eben das Café King ziehen mit. Man bekommt so manchen Achtziger-Jahre-Klassiker zu hören: Depeche Mode, die frühe Madonna, Duran Duran, Queen, A-ha. Auch vor der Mode macht das Revival nicht halt. Statt Baggy Pants sieht man Stretch-Jeans. Statt Britpop-Haarschnitte, blondierte Strähnen. Es kann nicht mehr lange dauern, bis man wieder Dauerwellen trägt.

Wieder angesagt in den Münchner Clubs: Modern Talking. (Foto: Foto: dpa)

Lesen Sie weiter auf Seite 2, wo die Mädels "Nena"-Style tragen und was sonst noch modisch auf uns zukommt.

Es gibt schon Damen, die tragen wieder Schlabber-Oberteile zu Leggins. Diejenigen, die sich darunter jetzt nichts vorstellen können, seien an die Anfangszeiten von Nena erinnert, an Zeiten, als "99 Luftballons" in den Charts war. Gesichtet wurde dieser Look etwa im neuen Schönen-und-Reichen-Club "Hell or Heaven" oder im "8 seasons", dem Lieblingsclub der Mittzwanziger aus dem Münchner Umland. Bezeichnenderweise befinden sich beide Locations in der Maximilianstraße.

Da der Trend erst am Anfang ist, können wir in nächster Zeit mit einer Verstärkung der Symptome rechnen. Farbige Buttons an Jacken und Taschen sowie große, bunte Ohrringe bei den Mädels trifft man jetzt schon zu Genüge, egal ob man in einen Mainstream-Laden wie die 089-Bar geht oder in einen Indie-Club wie die Registratur.

Chucks von Converse gehören ebenfalls in die Zeit. Diese Schuhe laufen schon länger durch Münchens Straßen, sowohl an Männern als auch an Frauen. Bei den weiblichen Nachtschwärmern sind ebenso spitze Pumps schon lange keine Seltenheit mehr. Mutige Mädchen, wie sie etwa in der Ersten Liga anzutreffen sind, tragen dazu Stulpen. Im Kommen sind im Übrigen auch elastische Gürtel in Neonfarben, der unvergängliche Nietengürtel und Netz-Shirts wie sie die frühe Madonna trug.

Im Grund ist das alles gar nicht schlimm, im Gegenteil, wir amüsieren uns köstlich. Ob jemand mutig genug ist, sich nach der Achtziger-Jahre-Mode zu stylen, bleibt jedem selbst überlassen. Wir freuen uns schon auf die Zeit, wenn die ersten Jungs mit einem Lederblusson wie der junge Dieter Bohlen auftauchen, oder gar mit schwarzen Föhnwellen und einer Halskette mit dem Namen der Freundin um den Hals wie einst Thomas Anders.

Die Kolumne "After Eight" erscheint jeden Donnerstag auf dem neuen Stadtportal "münchen extra" von sueddeutsche.de.

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