Kolumne: After Eight:A gmaade Wiesn

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A bisserl was geht immer: Beim Anbandeln könnten sich die Münchner etwas vom legendären Monaco Franze abschauen - dann wäre alles ganz einfach.

Beate Wild

Auch wenn sie das jetzt nicht gerne hören, so muss es doch einmal gesagt beziehungsweise geschrieben werden: Die Münchner Männer sind nicht unbedingt als Don Juans Erben bekannt und tun sich auch sonst nicht gerade als Charmeure hervor. Seit der Frühling in unserer schönen Stadt Einzug gehalten hat, ist jedoch immerhin eine gewisse Verbesserung dieses bedauernswerten Zustands zu verzeichnen.

Ranschmeißen wie Monaco: Diese Methode könnte zu ungeahnten Erfolgen führen. (Foto: Foto: istock)

Proportional mit den Sonnenstrahlen steigen auch die Komplimente. Doch Obacht, Jungs, hier kann man leicht ins Fettnäpfchen treten. Die richtigen Worte für eine gelungene Schmeichelei müssen schon etwas einfallsreich und von gewissem Niveau sein. Mit einem simplen "Du hast aber schöne Haare" kommt man da nicht besonders weit.

Neulich war in einer Kneipe, nennen wir sie "Bar Centrale", folgender Dialog zwischen einer wohlgeformten Blondine und einem Burschen mit großer Klappe und viel Gel im Haar zu beobachten.

Er: "Ja servus. Du, I glaub, wir kennen uns."

Sie: "Wir? Nein, das glaub ich aber nicht."

Er: "Nicht? Ja schad, aber dann könnten wir uns doch jetzt kennenlernen."

Sie: "Also, nur für den Fall, dass du mich jetzt anbaggern willst, sag ich dir gleich: Bei mir geht nix."

Er: "A geh, jetzt sei doch nicht so. Man sagt doch: A bisserl was geht immer."

Und schon lachte die Blondine, sie hatte den Spruch erkannt. Monaco Franze zur Elli, Folge 1. "Ich Stenz, du Spatzl", die münchnerische Version von "Ich Tarzan, du Jane." Der Bursche mit der großen Klappe und dem vielen Gel im Haar nahm daraufhin sofort neben der Blondine Platz. So einfach kann das Anbandeln in München also auch gehen, dürfte aber eher eine Ausnahme sein.

Wenn sich die Münchner schon so schwer tun mit charmanten Komplimenten, vielleicht könnten sie sich ja vom Monaco ein paar Tricks abschauen? Wie wäre es - zum Beispiel zu der Dame hinter der Bar - mit: "Ich weiß gar nicht wie lang das schon her ist, dass so ein hübsches Mädel wie du, so nett zu mir gwesen is'." Wichtig wäre bei dieser Formulierung dann aber die korrekte Betonung und die Pausen an den richtigen Stellen. Wer sich nicht mehr erinnern kann, sollte sich die Folge "Kalt erwischt" noch einmal zu Gemüte führen.

Sehr gut könnte auch die Privatdetektiv-Masche des Monaco funktionieren. Man könnte etwa mit dem geheimnisvollen Ausspruch punkten: "Da gibt es Sachen, die wenn ich dir erzähl, die würdest du nicht für möglich halten." Oder gleich direkter werden: "Hast du daheim ein Telefon? Des tät ich mir gern mal anschauen."

Lesen Sie auf Seite 2, was das oberste Ziel eines Stenz ist und welcher Spruch eher in die Hose geht.

Die gekonnt schüchterne Variante könnte dagegen eher bei sehr selbstbewussten Frauen ankommen: "Wenn ich dich jetzt einmal treffen wollen würd, also rein theoretisch ..." Wesentlich jüngere Semester gabelt der Franze mit dem "Ich-will-doch-nur-reden"-Trick auf: "Mich würd sehr interessieren, was die Jugend heut so denkt." Aber damit diese Masche klappt, muss der Altersunterschied schon mindestens 30 Jahre betragen.

In die Hose gehen dürfte dagegen das Leugnen jeglichen sexuellen Interesses, denn begehrenswert will sich die Münchnerin schon fühlen: "Mir geht's gar nicht um die körperlichen Gelüste, das ist mehr eine seelische Sehnsucht, mehr so eine Art - wie soll ich sagen - erotisches Heimweh."

Doch die schmalzigen Sprüche alleine reichen noch lange nicht aus, um die Frauen in dieser Stadt zu beeindrucken. Der Stenz beziehungsweise derjenige, der vorgibt einer zu sein, muss schon eine gewisse Ausstrahlung an den Tag legen. Um zu verdeutlichen, was damit gemeint ist, sei hier noch einmal der Wortlaut eines SZ-Artikels des Regisseurs Helmut Dietl wiedergegeben, in dem er definiert, was einen typischen Stenz ausmacht:

"Von etwas windiger Eleganz, der jeweils herrschenden Mode immer einen Schritt vorausstolzierend, hat der Stenz die Pflege seines Haupthaares sowie die Pflege seiner Schuhe (von denen er unzählige besitzt) zu kultischen Handlungen entwickelt. Er legt Wert auf Umgangsformen bzw. auf das, was er dafür hält, und schafft es, das oberste Ausstrahlungsziel dabei nicht aus den Augen zu verlieren: immer cool und lässig zu sein. Seine Sprache ist cool und lässig, die Art, wie er ein Glas, eine Zeitung oder eine Sonnenbrille hält, ist cool und lässig.

Unentwegt ist er damit beschäftigt, cool und lässig zu wirken - auf Frauen, Freunde, Feinde, Kellner, Taxifahrer, Onkel und Tante, im Supermarkt und im Krämerladen, in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Cafés und Restaurants, in Biergärten und Frühlokalen, im Fasching, zur Fastenzeit, auf dem Oktoberfest, zu Ostern und zu Weihnachten sowie an sämtlichen Wochen- und Feiertagen ..."

Da haben wir es, das große Geheimnis! Cool und lässig also. Und das wiederum dürfte den Münchnern doch eigentlich gar nicht schwerfallen. Cool und lässig, der Rest ist dann nur noch eins: A gmaade Wiesn.

Die Kolumne "After Eight" erscheint jeden Donnerstag auf dem neuen Stadtportal "münchen extra" von sueddeutsche.de.

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