Kocherlball am Chinesischen Turm:Sie tanzten in aller Frühe

Trotz leichten Regens haben in München am Sonntagmorgen rund zehntausend Frühaufsteher beim traditionellen Kocherlball im Englischen Garten in den Tag hineingetanzt.

Herausgeputzt in Trachten und historischen Gewändern als Hausmädchen, Schaffner oder auch Märchenkönig Ludwig II kamen die Ersten noch vor dem Morgengrauen zum Chinesischen Turm, um sich die besten Plätze auf dem Kocherball zu sichern.

Viele kamen direkt vom Stadtfest: der Kocherlball 2008. (Foto: Foto: dpa)

Viele Besucher seien direkt vom Altstadtringfest zum 850. Stadtgeburtstag in den Englischen Garten gekommen, sagte der Direktor des Biergartens am Chinesischen Turm, Dieter Rauscher.

Beim Kocherlball führte erstmals Tanzmeisterin Kati Meyer als Nachfolgerin des gestorbenen Alt-Tanzmeisters Willi Poneder die Tänzer zu Klängen der Volksmusikgruppen D'Köschinger Saitentratzer und der Waldramer Tanzlmusi durch traditionelle Tänze wie Zwiefachen, Krebspolka und Boarischen.

Der Ball geht auf eine alte Münchner Tradition zurück. Im vergangenen Jahrhundert versammelten sich an schönen Sommersonntagen die Dienstboten - die "Kocherl" - zum Tanz.

Sie kamen in aller Frühe, weil sie danach bei ihren Herrschaften Dienst tun mussten. Zu ihnen gesellten sich Nachtschwärmer aus der Mittelschicht und Soldaten. Wegen des Sittenverfalls und der Folgen neun Monate später verbot die Obrigkeit die Bälle Anfang des 20. Jahrhunderts. Zum 200. Geburtstag des Englischen Gartens belebte die Stadt den Brauch 1989 wieder.

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