Kleidermarkt muss schließen:Ende der Schnäppchen

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Second-Hand-Dirndl im Kleidermarkt im Tal. (Foto: Cordula Sailer)

Eine Lederjacke wie James Dean oder ein Retro-Dirndl: Wer in München lässige und günstige Vintage-Klamotten suchte, wurde bislang im Kleidermarkt fündig. Doch nun muss der Second-Hand-Laden im Tal nach 24 Jahren schließen.

Von Beate Wild

Wer nicht den Geldbeutel von Kate Moss oder Johnny Depp hat und trotzdem eine coole Lederjacke tragen will, konnte sich bisher sicher sein, hier fündig zu werden: im Kleidermarkt im Tal. In dem Second-Hand-Laden in der Münchner Innenstadt finden Vintage-Liebhaber alles, was ihr Herz begehrt - zu bezahlbaren Preisen, versteht sich. Doch nun ist Ende des Monats Schluss mit den gebrauchten Klamotten-Schnäppchen.

"Wir müssen schließen, weil der Mietvertrag nicht verlängert wird", sagt Geschäftsführer André Hartmann. Schon seit 1990 gibt es den Kleidermarkt, nun soll der der Laden weichen. "Wir wären selbstverständlich gerne geblieben, da die Lage mitten in der Innenstadt hervorragend ist", sagt Hartmann. Doch die Hausverwaltung Monarchia habe nicht mit ihm verhandelt, obwohl er vielleicht sogar bereit gewesen wäre, ein bisschen mehr Miete zu zahlen. Hartmann wurde einfach vor vollendete Tatsachen gesetzt. Seine zehn Mitarbeiter, die bislang im Münchner Kleidermarkt für ihn arbeiten, muss er Ende Februar alle entlassen.

"Freiwillig ziehen wir hier nicht aus", sagt Hartmann. Das Geschäft mit den gebrauchten Kleidern laufe gut. Gerade auch in einer teuren Stadt wie München gebe es genügend Leute, die für Klamotten nicht so viel ausgeben können oder wollen. Trotz der stattlichen Miete von 30.000 Euro pro Monat habe es sich wirtschaftlich rentiert, sagt der Geschäftsführer, der auch in Hamburg und Berlin noch mehrere Kleidermarkt-Filialen betreibt.

Im Münchner Laden sind bei seinen Kunden vor allem Lederjacken, Abendkleidung und 70er- und 80er-Klamotten beliebt. Ein gutes Geschäft machte der Kleidermarkt jedes Jahr zum Oktoberfest. Vor allem deckten sich die Heerscharen von Touristen mit günstigen Dirndln und Karohemden ein. Aber auch die Münchner selbst waren mit den Second-Hand-Trachten stets gut beraten. Während etwa eine nagelneue Lederhose bei Männern mit etwa 500 Euro ein Loch ins Portemonnaie reißt, konnte man dort oft schon ab 60 Euro eine gebrauchte Krachlederne erstehen. Die Damen wurden im Kleidermarkt fündig, wenn es um ausgefallende Retro-Dirndl ging, die man gebraucht schon ab 40 Euro erstehen konnte.

In die Räumlichkeiten im Tal soll nun ein Möbelhaus einziehen. Welches ist Hartmann nicht bekannt, die Hausverwaltung hat bisher nichts verraten. Der Kleidermarkt-Chef sucht nun für seinen Laden eine andere Bleibe. Das neue Geschäft sollte wieder zentral gelegen und nicht zu teuer sein. "Ich habe mir schon Räumlichkeiten in Schwabing angesehen, aber da wir auf Laufkundschaft angewiesen sind, kommt das für uns doch nicht in Frage", sagt Hartmann.

Das neue Geschäft soll zudem etwas kleiner werden als bisher. "Uns reichen 600 bis 800 Quadratmeter", sagt Hartmann. Bisher hatte der Kleidermarkt 1500 Quadratmeter. "Das können wir uns in München nicht mehr leisten", sagt er.

Trotz allem gibt es für die Münchner auch noch eine gute Nachricht: Da bis Ende des Monats alles raus muss, heißt es ab sofort: Alles zum halben Preis.

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