Der Showdown um die Latex-Affäre der Fürther Landrätin Gabriele Pauli beginnt in der kommenden Woche in München. Die CSU-Politikerin, die zuletzt mit heiklen Fotos in die Schlagzeilen geraten war, hat gegen das Magazin Park Avenue ein Eilverfahren angestrengt, über das am Donnerstag vor der Pressekammer des Landgerichts München I verhandelt wird (Az.: 9 O 6066/07).
"Wie ein Model dreht und wendet sie sich auf abenteuerlich hohen Absätzen, lächelt leise triumphierend. Bald wird sie das bodenlange Seidenkleid eintauschen gegen einen goldenen Stretchmini, dann schwarze Latexhandschuhe überstreifen. Sie weiß, diese Bilder werden für Wirbel sorgen, sollen sie auch."
"Untragbar"
Mit solchen Texten und diversen Bildern, die bei einem Fotoshooting in München entstanden waren, will Gabriele Pauli nichts zu tun haben. Sie sieht ihre Persönlichkeitsrechte verletzt und will deshalb eine einstweilige Verfügung gegen das Gruner+Jahr-Blatt erwirken. Außerdem hat sie beim Deutschen Presserat Beschwerde eingereicht und möchte auch Schmerzensgeldansprüche geltend machen; das Geld solle sozialen Einrichtungen im Landkreis Fürth zugute kommen.
Worum es ihr geht, hat Pauli in einem Brief an die Redaktionsleitung von Park Avenue geschrieben: "Auf die Fotostrecke in Ihrem Magazin habe ich mich sehr gefreut, nicht zuletzt weil diese ja auch einem guten Zweck (Spende an 1-2-3) diente. Umso enttäuschter bin ich nun über die Art der journalistischen Aufmachung und Darstellung der Bilder. Der Titel ,Sankt Pauli' in der Überschrift verbunden mit sehr gezielten Foto-Ausschnitten und einigen Textpassagen erwecken bei vielen Betrachtern eine Assoziation, die ich nicht hinnehmen kann."
Sie sei von einer absolut ernsthaften Aufmachung der Fotostrecke ausgegangen, habe das Blatt als "seriöses Personality-Magazin" betrachtet und unter diesen Voraussetzungen den Aufnahmen und einem Interview zugestimmt. Sie habe "Niveau und Professionalität" erwartet, aber nicht, "dass ich auch während des Foto-Shootings ,unter Beobachtung stehe' und private Äußerungen oder Handlungen während des Shootings in den Text einfließen".
Politisch motiviert?
Gabriele Pauli beklagt, dass die provokante Aufmachung mit ihr abzusprechen gewesen wäre, der Text hätte ihr zur Autorisierung vorgelegt werden müssen. Während aber Fernsehsender und Zeitungen mit Abzügen beliefert worden seien, habe sie keinen Abzug erhalten. Das Magazin habe offenbar zur Steigerung der Auflage und des Bekanntheitsgrades einen Weg gewählt, "der die Grenze seriöser Berichterstattung überschreitet". Solche Methoden seien "untragbar".
Der Chefredakteur des Blattes, Andreas Petzold, zugleich Stern-Chefredakteur, kontert in dem Online-Medienmagazin dwdl.de: "Es gibt weder journalistisch noch juristisch einen Grund gegen uns vorzugehen." Alle Motive seien unmittelbar nach dem Shooting von Gabriele Pauli betrachtet und freigegeben worden.
Auch die Zitate seien ihr zur Autorisierung vorgelegt worden. Die Landrätin sei von den Bildern nach dem Shooting "völlig begeistert" gewesen, und er könne nicht nachvollziehen, dass Gabriele Pauli nun auf dem Rücken der Park Avenue eine politisch motivierte Rückzugskampagne führe.
Die Fürther CSU-Landrätin Gabriele Pauli hatte mit ihrer Dauerkritik an Ministerpräsident Edmund Stoibers Führungsstil maßgeblich zu dessen angekündigtem Rücktritt als Parteivorsitzender und Ministerpräsident beigetragen. Nach den Fotos mit Latex-Handschuhen und einer gemalten Gesichtsmaske sagte Stoiber, jetzt zeige sich, dass diejenigen, die Pauli in den vergangenen Monaten gewähren ließen, der Partei geschadet hätten.
Der CSU-Generalsekretär Markus Söder meinte gar, er habe immer befürchtet, dass "sich Gabriele Pauli irgendwann zur Tatjana Gsell der CSU entwickelt".