Katastrophenschutz:Im Ernstfall nicht einsatzbereit

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Katastrophenschützer klagen über Personalmangel.

(SZ vom 21.11.2001) - Was wäre, wenn es bei uns zu Terroranschlägen wie in den USA käme? Diese Frage haben sich in den letzten Wochen auch die professionellen Lebensretter gestellt. Das ernüchternde Ergebnis: "Der Katastrophenschutz ist nicht einsatzbereit." Das beklagte der Münchner Kreisvorsitzende des Bayerischen Roten Kreuzes, Hans Burghart, bei einer Pressekonferenz.

Burghart bekräftigte damit ausdrücklich, was Oberbürgermeister Christian Ude schon Ende Oktober vor einer großen Runde von Sicherheitskräften in der Zeppelinhalle gesagt hatte. Über die Gründe, so Burghart, sei man sich weitgehend einig.

Nach der Wende und dem Ende des Kalten Krieges hätten die Politiker den Zivilschutz als nachrangiges Thema betrachtet und deshalb auch die Zuschüsse für die Hilfsorganisationen massiv gekürzt. Da sich aus den Reihen der 3000 BRK-Ehrenamtlichen in der Stadt und im Landkreis München die Hälfte aller Katastrophenschützer rekrutiert, war der Verband davon besonders betroffen. Burghart: "Man hat uns im Regen stehen lassen und alle Warnungen missachtet."

Ernstfall als Risiko

Er fordert nun "einen zügigen Beschluss über die zukünftige Unterkunftssituation für den Katastrophenschutz". Wie berichtet, ist das alte Zentrum (das dem Bund unterstand, bis dieser sich aus dem Zivilschutz zurückzog) erst vor gut einem Jahr in die dafür denkbar ungeeignete, beengte Zeppelinhalle in der Gmunderstraße umgezogen. Dieses Provisorium müsse so schnell wie möglich beendet werden, sagte Burghart.

Im Ernstfall sei die Konzentration der Rettungsspezialisten und ihrer Ausrüstung auf einen einzigen Standort ein enormes Risiko. Einem neuen Zentrum seien vier dezentrale Standorte vorzuziehen. Diese dürften "nicht nur Unterstellplatz für Fahrzeuge und Lagerfläche für Sanitätsmaterial" sein, sie müssten als Schulungs- und Trainingszentrum geeignet sein. "Wir brauchen Platz und Ausstattung, um die Helfer regelmäßig schulen zu können", fordert Burghart. Deren Zahl müsse verdoppelt und die Zusammenarbeit mit den professionellen Sanitätskräften verbessert werden.

Bei der Finanzierung müssten die Politiker nun schnell umdenken. Die Gelder würden bisher nach dem Gießkannen-Prinzip verteilt, landesweit einheitlich pro 100.000 Einwohner. Sie müssten jedoch verstärkt in Ballungszentren wie München fließen. Eine Anspielung darauf, dass Terror-Szenarien eher im voll besetzten Olympiastadion, im Hauptbahnhof an einem verkaufsoffenen Samstag oder beim Atomreaktor Garching zu erwarten sind als im Bayerischen Wald.

Elisabeth Höfl-Hielscher

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