Kaninchen im Tierheim:Gerammelt voll

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Nach Ostern sind viele Familien ihrer neuen Kaninchen überdrüssig. Die Gehege im Tierheim sind total überfüllt.

Miriam Montag und Xenia Svigac

Kaum sind die Osterfeiertage vorbei und alle Schokoladenhasen aufgegessen - schon schwindet das Interesse der Kinder an den echten Langohren. Bei vielen Münchner Familien gab es neben dem klassischen Osternest ein Kaninchen als Präsent für die Kleinen, doch bereits kurze Zeit nach der ersten Freude haben einige Kinder offenbar genug von ihren hoppelnden Geschenken und geben diese im Münchner Tierheim ab.

In den Gehegen des Tierschutzvereins an der Riemer Straße drängen sich derzeit mehr als 200 Kaninchen - etwa doppelt so viele wie üblich. "Zur Zeit werden sechs neue Kleintiere pro Tag bei uns abgegeben, normalerweise sind es nur vier", sagt Karl-Heinz Joachim, Vorstandsbeauftragter des Tierheims. "Wir rechnen damit, dass wir in den nächsten Monaten noch deutlich mehr Tiere aufnehmen müssen."

Schon nach Weihnachten wurden bei dem Verein viele Tiere abgeliefert, die nach der Festtagshochstimmung dann doch nicht mehr erwünscht waren. Auch vor den Sommerferien fallen die kleinen Vierbeiner ihren Besitzern oftmals zur Last.

Aber nicht nur die Euphorie der Besitzer schwindet schnell, immer wieder bekommen Kaninchen auch schnell Nachwuchs - zur Überraschung der Familie. Vor allem bei Jungtieren sei die Feststellung des Geschlechts nämlich eher Rätselraten als eindeutige Bestimmung. Auch wenn das Tier der Urlaubsplanung im Weg steht oder die anfallenden Tierarztkosten das Budget des Halters sprengen, nimmt die Zuneigung zum einst innig geliebten knuddeligen Gefährten rapide ab.

Und so landen viele der kleinen Kaninchen - und anderer Haustiere - im Münchner Tierheim. Normalerweise ist dort das Verhältnis zwischen abgegebenen und weitervermittelten Tieren ausgewogen. Um aber den Kaninchenansturm nach Ostern bewältigen zu können, haben die Tierfreunde einen bayernweiten Hilferuf gestartet. Die Leitung hofft nun darauf, dass andere Heime einige Kleintiere aufnehmen und die Münchner Kollegen dadurch entlasten.

Für Menschen, die schon lange den Wunsch nach einem Karnickel als Haustier hegen, wäre jetzt also der ideale Zeitpunkt. Überstürzen sollte man jedoch nichts: "Ein Kaninchen ist zwar schnell und günstig angeschafft, den Aufwand und die Lebensdauer sollte man aber nicht unterschätzen", so Pressesprecherin Beate Eteläkoski.

Ein Kaninchen kann bis zu zehn Jahre alt werden. Bei den Kosten für Futter, Heu und Einstreu muss der Tierhalter für ein Kaninchenpaar mit zehn bis 15 Euro pro Monat rechnen, bei Krankheit eventuell anfallende Arztkosten noch nicht mitgerechnet. "Dabei sind Kaninchen Gruppentiere und sollten mindestens zu zweit gehalten werden", erklärt Eteläkoski. "Deshalb vermitteln wir sie auch nur zu zweit, sofern der zukünftige Besitzer noch kein anderes Kaninchen hat."

Wer Kaninchen bei sich zu Hause aufnehmen will, wird zuvor von den Mitarbeitern des Tierheims ausführlich informiert und in den ersten Monaten beraten und mit Tipps unterstützt. Auskunft gibt der Tierschutzverein München unter der Telefonnummer 9210000.

© SZ vom 09.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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