Jüdischer Kulturtag:Bitte nicht klatschen!

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Stadtführung auf jüdischen Spuren, Führung durch die Synagoge, koscheres Buffet: Beim "Europäischen Tag der jüdischen Kultur" ist das Interesse an Führungen groß.

Monika Maier-Albang

Der Einladungsflyer hatte etwas sperrig den "Europäischen Tag der jüdischen Kultur" verkündet. Eine Veranstaltung, die es seit elf Jahren und mittlerweile in 30 Ländern gibt, die in München jedoch bis zum Umzug der Israelitischen Kultusgemeinde an den Sankt-Jakobs-Platz nur wenig Aufmerksamkeit gefunden hatte. Wohin hätte die Gemeinde auch einladen sollen? Die Räume an der Reichenbachstraße waren so attraktiv nicht.

Nun aber, mit der neuen Synagoge und dem öffentlichen Restaurant im Gemeindezentrum, mausert sich der Kulturtag zu einem kleinen Tag der offenen Tür; mit Stadtführung auf jüdischen Spuren, Führung durch die Synagoge, Lesung, koscherem Buffet und musikalischem Ausklang. Am Sonntag hatte die Münchner Gemeinde zum dritten Mal zum Kulturtag geladen. Und die Besucher kamen zuhauf.

Am Morgen schon hatten sich so viele Teilnehmer zur Stadtführung eingefunden, dass die Veranstalter rasch zwei zusätzliche Termine anberaumten. Bei der Führung durch die Synagoge muss sich Ellen Presser, die Leiterin des Kulturzentrums der Gemeinde, erst einmal einen Weg durch die Besucher bahnen, bevor sie die Gäste, die zuvor schon an der Kasse Schlange gestanden sind, begrüßen kann mit einem herzlichen: "Ihre Geduld soll belohnt werden."

Die Sonne strahlt durch das Glasdach in den Gebetsraum, den inzwischen schon mehr als 100.000 Menschen besucht haben. So gut besucht sind die Führungen, dass das Mobiliar bereits erste Verschleißerscheinungen aufweist.

In den ersten Reihen haben ein paar Sitze neue Polster bekommen, Scharniere an den Lesepulten mussten ausgewechselt werden. Deshalb verlangt die Gemeinde inzwischen auch Eintritt für die Führungen.

Fünf Euro kostet der am Sonntag, die Besucher zahlen anstandslos, reihen sich geduldig in die Schlange, die nach unten führt, zum "Gang der Erinnerungen" und hinüber in die Synagoge, wo Religionslehrer Marcus Schroll Fragen beantwortet. Gelobt werden darf er allerdings erst hinterher. Darum hatte Presser noch gebeten: "In der Synagoge bitte nicht klatschen."

© SZ vom 07.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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