Jubiläum:Münchens erste Retorten-Zwillinge werden 20

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Während künstliche Befruchtung für die Ärzte damals Pioniersarbeit bedeutete, gehört sie heute zur Standardbehandlung in der Fortpflanzungsmedizin.

Karen Dahl

Als Maria mit 30 Jahren erfuhr, dass sie auf natürlichem Wege keine Kinder bekommen kann, schien ihr Traum von einer eigenen Familie besiegelt. Erst als ihr Arzt die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung erwähnte, schöpften sie und ihr Mann neue Hoffnung, ließen sich daraufhin im "Kinderwunsch Centrum Pasing" beraten.

Drei Prozent aller Babies entstehen künstlich, neun Prozent mit Hilfe der Fortpflanzungsmedizin. (Foto: Foto: photodisc)

20 Jahre liegt das nun zurück, heute ist Maria 51 Jahre alt und stolze Mutter von zweieiigen Zwillingen. Domenico und Stefano waren damals die ersten "Retortenzwillinge" Münchens, wurden also im Reagenzglas gezeugt.

"Schon beim ersten Versuch hat es geklappt, daran hatte keiner geglaubt", erzählt Maria. Neun Monate musste sie liegen, per Kaiserschnitt kamen die Babys dann am 6. September 1985 zur Welt.

Drei Prozent aller Babies künstlich gezeugt

Während der Versuch für die Ärzte damals Pioniersarbeit bedeutete, gehört künstliche Befruchtung heute zur Standardbehandlung in der Fortpflanzungsmedizin. "Bei uns lassen sich jährlich 1500 bis 2000 Paare behandeln, 70 bis 80 Prozent davon bekommen schließlich ein Baby", erklärt Professor Wolfgang Würfel vom Kinderwunsch Centrum.

Doch das kann unter Umständen lange dauern, die Wahrscheinlichkeit, dass es auf Anhieb klappt, liegt bei knapp 20 Prozent. Kinderlose Paare lassen sich davon jedoch nicht abschrecken, die Nachfrage nach einer künstlichen Befruchtung steigt stetig: "Früher waren Retortenbabys Einzelfälle, heute sind drei Prozent aller Lebendgeburten künstlich gezeugt, neun Prozent haben zumindest Hilfe durch Fortpflanzungsmedizin bekommen", sagt Würfel.

Die Art spielt keine Rolle

Aufgrund dieser steigenden Resonanz wurde das Kinderwunsch-Zentrum nun durch das "Centrum für Komplementärmedizin" erweitert und gestern offiziell eingeweiht: "Hier sind alle nötigen Fachrichtungen vereint, wodurch wir die Paare rundum versorgen können", sagt Würfel.

Auch Domenico und Stefano sind gekommen, gelten als Ehrengäste, obwohl sie das anders sehen: "Wir sind einfach die Kinder unserer Eltern, die Zeugungsart spielte für uns nie eine Rolle", sagt Domenico.

© SZ vom 28.10.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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