Isartor-Turm:Wer hat an der Uhr gedreht?

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Petra Perle schenkt München eine rückwärts gehende Uhr für das Isartor. "Jetzt ist eben Umdenken gefragt", sagt sie.

Henrik John Hohl

Willy Brandt hat schon vor über 30 Jahren erkannt, dass in Bayern die Uhren anders gehen, seit Freitag kann sich jeder von der Tatsache überzeugen, das dieser Ausspruch auch heute noch seine Gültigkeit besitzt.

Umdenken ist angesagt: Diese Uhr geht anders. (Foto: Foto: ddp)

Petra Perle, Wirtin des Turmstüberls im Karl-Valentin-Musäum mit dem Herz am rechten Fleck, hat 10.000 Euro gespendet, damit der Südturm des Isartors wieder eine Uhr bekommt. Doch Perle wäre nicht Perle, wenn diese Uhr ganz gewöhnlich wäre, denn die Zeiger auf einem der beiden Zifferblätter bewegen sich rückwärts.

"Die Stadt hat mir so viel gegeben, da war es an der Zeit, ihr etwas zurück zu geben", so Perle, die sich von den Betrachtern ihres Geschenks, ganz im Sinne von Karl Valentin, ein Um- und Andersdenken erhofft.

Die Uhr muss wieder hin

Das erhofft sich auch Stadtrat Helmut Schmid (SPD), der in Vertretung von OB Christian Ude der Uhr ein langes Leben wünschte. "Beim Anblick dieser Uhr tauchen Fragen auf, und Fragen sind die beste Art, Menschen zum Nachdenken zu bewegen. Und außerdem: Zu einem Turm gehört auf jeden Fall eine Uhr", so Schmid.

Der Südturm des Isartors besaß schon 1888 eine Uhr, sie wurde im Zuge einer unliebsamen Sanierung 1971 jedoch einfach entfernt. Als Petra Perle den Blick aus der Küche ihres Turmstüberls mit alten Zeichnungen vom Südturm verglich, da fiel es ihr auf: "Da war mal eine Uhr, die muss da jetzt wieder hin."

Gar nicht angetan von der Idee war das staatliche Denkmalschutzamt, doch mit der Zustimmung aller im Rathaus vertretenen Parteien war der Weg für die von der Firma Rauscher gefertigten Turmuhr frei.

Rückwärts - bald der letzte Schrei?

Die zwei Zifferblätter, die in entgegengesetzter Richtung die Zeit anzeigen, haben einen Durchmesser von jeweils 2,80 Meter und ein Gewicht von 50 Kilogramm. Die Zeigerpaare bestehen aus Kupfer und sind mit 24 Karat Blattgold vergoldet.

Wer weiß, vielleicht setzt Petra Perle wieder einmal einen neuen Trend. Nach dem Ausspruch von Willy Brandt waren rückwärts gehende in kürzester Zeit der letzte Schrei.

© SZ vom 5.11.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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