Isar-Strand:Diskussion um Strandbar

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Die Stadt muss entscheiden, ob die Strandbar auf der Corneliusbrücke bleibt, umzieht oder ganz dicht macht.

Florian Falterer

Sand aufgeschüttet, Holzverschläge aufgestellt, maritim anmutenden Unrat verstreut: So sieht seit Anfang Mai die Interpretation eines Strandes auf dem Corneliusbrücken-Balkon aus. Der Strandersatz wird seit Wochen nahezu überrannt. Mit Sand zwischen den Zehen schmeckt die Caipirinha anscheinend gleich dreimal so gut - wenn es das Wetter zulässt, kommen nahezu jeden Abend mehrere hundert Gäste zum Strand über der Isar.

Am heutigen Montag fällt im Kreisverwaltungsreferat die Entscheidung, wie es weitergehen soll mit dem Projekt. Eigentlich hätte schon am 12. Juni Schluss sein sollen an der Corneliusbrücke, die Veranstalter wollten weiterziehen zum Lenbachbrunnen. Doch der geplante Ort stieß auf Bedenken des Denkmalschutzes. Die Aufschütter des Strandes, die sich Urbanauten nennen, beantragten daraufhin, weitere zwei Wochen an der Isar bleiben zu dürfen. Dem wurde zugestimmt, auch der zuständige Bezirksausschuss Isarvorstadt-Ludwigsvorstadt hatte keine Einwände. In diesen zwei weiteren Wochen sollte eine Lösung gefunden werden.

"Es gibt nur Gewinner"

Die angestrebte Lösung ist ein Kompromiss zwischen Kreisverwaltungsreferat, Planungsreferat und Baureferat: Weitere vier Wochen soll an der Corneliusbrücke gestrandet werden. Doch nun stellt sich der Bezirksausschuss quer. Dessen Vorsitzender Alexander Miklosy (Rosa Liste) stimmte der neuen Strand-Verlängerung nicht mehr zu. "Der Strand soll nicht zur Dauereinrichtung werden. Wir müssen die örtliche Gastronomie schützen", erklärt Miklosy .

Veranstalter Benjamin David sieht für die umliegende Gastronomie keine Nachteile: "Es gibt nur Gewinner." Viele Besucher blieben auch nach Strand-Schließung im Viertel, zudem gebe es keine einzige Beschwerde der Anwohner. Im Gegenteil: Am Nachmittag seien viele Familien da, und einige Nachbarn beteiligten sich auch am Programm.

Die Urbanauten verstehen sich und ihr Projekt nicht als rein gastronomisches, die Beschreibung des Vorhabens kommt mit einer Portion Pathos daher: "Neue Stadterlebnisse erzeugen. Ein Kulturstrand mit urbaner Strandkultur. Unentdeckte Orte in Orte der pulsierenden Urbanität verwandeln."

Trotz all dem Anspruch sind freilich die Getränkepreise gleichauf mit denen der normalen Gastronomie. Kein Wunder, schließlich hat ein großes Lokal mit Sitz an der Leopoldstraße die Bewirtung übernommen.

Benjamin David jedenfalls möchte mit seinen Urbanauten weiter öffentlichen Raum erschließen und hofft darauf, dass das KVR doch noch eine Einigung mit dem Bezirksausschuss erlangt. Am 18. Juli soll sich dann der Stadtrat mit dem Strand befassen. Die Urbanauten wollen mit ihrem Projekt unbedingt weiterziehen zum Lenbachbrunnen am Maximiliansplatz und im Anschluss vor das Völkerkundemuseum - damit der Sand auch weiter zwischen Münchner Zehen knirschen kann.

(SZ vom 26. Juni 2006)

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