Interview:"Toni Berger gab mir Sicherheit"

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Der Schauspieler Toni Berger, der im Alter von 83 Jahren gestorben ist, war nicht nur auf der Bühne eine herausragende Gestalt, sondern auch im Fernsehen. Nicht zuletzt in den TV-Serien Franz Xaver Bogners hat er eindrucksvolle Figuren verkörpert: den Unternehmer Binser in "Irgendwie und Sowieso" oder den Kometen-Sepp in "Zur Freiheit". In einem SZ-Gespräch berichtet Bogner über seine Arbeit mit Toni Berger.

Von Wolfgang Görl

SZ: Herr Bogner, Sie haben oft mit Toni Berger gedreht. Wie fing es an?

"Zu allererst war er mit sich selbst streng" Franz Xaver Bogner über Toni Berger (Foto: Foto: dpa)

Bogner: Das war vor 25 Jahren mit dem Sechsteiler "Zeit genug" - die Geschichte eines Jungen, der in die Großstadt geht und bei seinem Großonkel einzieht. Den Jungen spielte Ernst Hannawald, und der Onkel war Toni Berger.

SZ: Wie sind Sie auf ihn gekommen?

Bogner: Die Auswahl ist ja nie sehr groß. Mir hat der Toni schon immer besonders gut gefallen, weil er nicht so vordergründig war. Umgekehrt war es so, dass er mir gegenüber großes Entgegenkommen zeigte. Ich war ja damals erst dreißig und hab' mit dem Regisseurberuf gerade angefangen. Er hat mir auf eine behutsame Weise beigebracht, wie man mit einem Hauptdarsteller umgeht.

SZ: Sie haben von ihm gelernt?

Bogner: Ja, sehr viel. Er hatte so eine Art, Dinge nie über Streit zu regeln. Das, was ihm nicht gefallen hat, hat er einfach weggelassen. Ein Regisseur, der sagt, er lernt nichts von seinen Schauspielern, ist einfach anmaßend.

SZ: In puncto Qualität schien er ein gestrenger Herr gewesen zu sein?

Bogner: Zu allererst war er mit sich selbst streng. Er hat die Sachen enorm lange durchprobiert, bis er zufrieden war. Ich kann mir vorstellen, dass er bei Fernseharbeiten, wenn es schnellschnell gehen sollte, mal unangenehm geworden ist. Das ist bei mir nie der Fall gewesen. Toni Berger war der erste Schauspieler, der mir das Gefühl von Sicherheit gegeben hat. Das Gefühl, dass es stimmt, was man macht. Wenn ich wusste, der Toni wird eine bestimmte Figur spielen, dann waren mir die Diktion, der Charakter, die Persönlichkeit so vertraut, dass ich das fast blind dahinschreiben konnte.

SZ: Welchen Typus hat er verkörpert?

Bogner: Ich hab ihn immer als ernstzunehmenden Schelm gesehen. So wie in "Irgendwie und Sowieso", wo er einen wohlhabenden Menschen spielt, der sich mit einer Clique von Jugendlichen umgibt. Oder als Kometen-Sepp, der als freier Vogel durch die Gegend schwirrt. Das hatte er gern: Figuren, die nicht zu sehr an den Boden genagelt sind.

SZ: Waren Sie mit ihm befreundet?

Bogner: Er hat sein Privatleben sehr geschützt. Ich wusste nur, dass er verheiratet ist und dass er eine Tochter hat, die er sehr liebte und die wohl Stewardess ist. Er hatte immer eine Pilotenuhr dabei, und manchmal ist er während des Drehens raus und hat auf ein Flugzeug am Himmel gedeutet und gesagt: Da ist sie drinnen.

© SZ vom 01.02.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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