Interview mit Flughafen-Chef Kerkloh:"Express-S-Bahn bringt nichts"

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Mehr als 30 Millionen Passagiere nutzten den Airport im vergangenen Jahr - trotz fehlender Fernbahnanbindung. Der Chef der Flughafen GmbH, Michael Kerkloh, über Nutzen und Risiken des Transrapids.

Michael Ruhland

SZ: Der Münchner Flughafen hat einen schweren Geburtsfehler: die schlechte Verkehrsanbindung. Sie sind ein Befürworter des Transrapids. Warum?

Kerkloh: Bei der Flughafenplanung wollte man einen Standort, der abseits der dicht besiedelten Gebiete liegt, damit möglichst wenig Leute gestört werden. Aber dass dort keine Bahntrasse lag, hat man damals nicht als Problem erkannt. Die Planungen begannen in den Sechzigern, da dachte jeder nur an den Autobahnausbau. Entscheidend ist heute aber, dass große Verkehrsknotenpunkte optimal vernetzt werden.

SZ: Sie meinen, man steigt vom Flugzeug auf die Bahn um und umgekehrt?

Kerkloh: Es gab die Diskussion, ob man nicht auch Verkehr von der Luft auf die Schiene verlagern kann. Muss man eigentlich München-Frankfurt oder München-Stuttgart fliegen? Da sind wir vom Grundsatz her völlig mit dabei. Wir werden am Flughafen auf absehbare Zeit keinen Fernbahnhof bekommen, das ist klar. Wir brauchen aber einen. Der Transrapid ist das einzige Verkehrsmittel, das die Vernetzung herstellen kann. Unser Flughafenbahnhof wird zukünftig der Hauptbahnhof München sein. In zehn Minuten alle zehn Minuten, das ist ja der Slogan des Transrapids.

SZ: Wieso nicht die von der Stadt favorisierte Express-S-Bahn?

Kerkloh: 33 Prozent der Gäste kommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen. Das ist der höchste Wert in Deutschland. Der stagniert, weil in den beiden S-Bahnen so gut wie kein Fernbahnpassagier unterwegs ist. Jemand, der von Stuttgart mit dem ICE kommt, wird abgeschreckt vom Umsteigeprozess, wenn er nochmal mindestens vierzig Minuten durch die Landschaft schaukeln muss. Eine schnelle S-Bahn wird da nicht viel bringen. Es gibt im Moment weder eine seriöse Planung dazu noch irgendeine Überlegung zur Finanzierung. Wir müssten also zehn Jahre länger warten.

SZ: Und sind die Kosten des Transrapids nicht zu hoch?

Kerkloh: Der Transrapid ist teurer als andere Verkehrsmittel. Aber er löst am schnellsten und ehesten das Anbindungsproblem. Der Transrapid ist zu 70 Prozent schon realisiert. Wir sind am Ende der Planfeststellung, die entsprechenden Beschlüsse werden demnächst erwartet. Natürlich ist die Finanzierung eine hohe Hürde. Der Transrapid ist aber zumindest schon teilfinanziert. Es gibt keinen besseren Standort für den Transrapid als die Strecke vom Flughafen zur Innenstadt, weil er hier international am sichtbarsten ist. Und er erfüllt verkehrspolitisch einen Nutzen: Er kann eben auch Kurzstrecken.

SZ: Nach wie vor klafft eine Finanzierungslücke. Die Flughafengesellschaft soll nach dem Willen des bayerischen Wirtschaftsministers Erwin Huber einen Beitrag leisten. Wie könnte der aussehen?

Kerkloh: Grundsätzlich können wir uns ein Engagement vorstellen. Solange wir kein Votum der Gesellschafter haben, werden wir uns aber zur Art des Beitrags nicht äußern.

SZ: Keine Angst vor einem Milliardengrab?

Kerkloh: Kommt der Transrapid, dann übernimmt ein Betreiber die ganzen Betriebskosten. Das gibt es bei keinem anderen Nahverkehrssystem. Bei der schnellen S-Bahn müsste das Defizit von Bahn und Freistaat übernommen werden. Der Transrapid rechnet sich auf Dauer. Und die Investitionskosten sind sehr gut angelegtes Geld.

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