Interview mit Django Asül:"Ich will kein Fastenprediger sein''

Lesezeit: 4 min

Was seinen Auftritt am Donnerstag als Politiker-Derblecker auf dem Nockherberg angeht? Die Rede steht. Ugur Bagislayici, so sein bürgerlicher Name, bleibt cool.

Michael Ruhland

SZ: Herr Asül, Ihr bürgerlicher Name heißt übersetzt soviel wie ,,der Begnadiger''. Gewissermaßen eine Vorherbestimmung für den Fastenprediger: Erst abwatschen und dann die Absolution erteilen.

Django Asül. (Foto: Foto: Catherina Hess)

Asül: Ich will aber gar kein Fastenprediger sein. Der Mönch ist weg, den gibt es nicht mehr. Mit dem Abtritt von Bruno Jonas wollte auch die Paulaner-Brauerei den Bruder Barnabas gar nicht mehr.

SZ: In welche Rolle schlüpfen Sie?

Asül: Es gibt keine Rolle. Ich komme als ich. Und setze die Tradition des klassischen Redners fort.

SZ: Sie haben angekündigt, dem Derblecken Ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Wie sieht der aus?

Asül: Es ist keine Frage, über die ich mir Gedanken mache. Ich bin ja so, wie ich bin. Wenn ich etwas anders machen wollte, dann müsste ich mir Gedanken machen. Aber ich verstelle mich nicht.

SZ: Die FAZ erhebt den Fastenprediger in ,,die dritte zentrale Machtposition im Freistaat''. Wessen Name nicht falle, der werde nicht auf Becksteins Kabinettsliste stehen. Da liegt ja viel Verantwortung in Ihren Händen.

Asül: Das ist ein sehr, sehr kühner Gedanke, dass der Derblecker Einfluss auf die Politik nehmen kann.Wenn die FAZ das behauptet, dann ist das schon fast ein Grund anzunehmen, dass dem nicht so ist. Wenn sich Nichtbayern über bayerisches Kulturgut äußern wollen, dann kommt halt so was raus. Nur soviel: Ich erwähne garantiert niemanden bloß, damit er auch vorkommt.

SZ: Kommt das Muffensausen am Morgen vor dem großen Auftritt?

Asül: Angst direkt nicht. Es wird eine sehr gesunde Anspannung sein.

SZ: Seit wann steht die Rede?

Asül: Seit Samstag.

SZ: Wie lange haben Sie daran gefeilt?

Asül: Wir haben uns Ende Dezember darauf geeinigt, dass ich's mache. Dann fängst halt irgendwann an, Material zu sammeln, bekommst die richtigen Infos und legst los. Das war work in progress und learning by doing - jetzt red' ich schon wie der Huber Erwin.

SZ: Sind Sie zufrieden mit den Gemeinheiten, die Ihnen eingefallen sind?

Asül: Gemeinheiten? Paulaner zeigte sich jedenfalls sehr angetan von den Ideen, die ich entwickelt habe. Von daher bin ich schon mal, was den nackten Text betrifft, nicht allzu pessimistisch. Ich muss es halt entsprechend rüberbringen.

SZ: Von Hengersberg zum Nockherberg - das hört sich irgendwie zwingend an. Wie weit kommt Ihnen der Weg im Rückblick vor?

Asül: Ich war völlig überrascht, als ich gefragt worden bin. Ich habe keine halbe Sekunde in meinem Leben jemals daran gedacht, mit dem Nockherberg etwas zu tun zu haben.

SZ: Warum nicht? Das ist doch quasi der kabarettistische Olymp in Bayern.

Asül: Bruno Jonas war der mit Abstand Jüngste am Nockherberg - und der ist zwanzig Jahre älter als ich. Ich verband den Nockherberg immer mit einem 60-Jährigen. Man braucht ja einen gewissen Background, Lebenserfahrung, Autorität. Es war aber nicht so, dass ich mich mit 50 dort gesehen habe. Das war out of reach, wie der Bayer sagt.

SZ: Das klingt fast so, als wären Sie da irgendwie reingeschlittert.

Asül: Ich habe eine geheime E-Mail vom Kreuzpaintner (Paulaner-Geschäftsführer; Anm. d. Red.) bekommen, den ich ja seit Jahren schon kenne. Er schrieb mir: Komm nach Dienstschluss, ich hab' da was. Als ich dann dort war, hat es mir erst einmal die Kinnlade runtergehauen.

SZ: Wie lange haben Sie überlegt?

Asül: Ja mei, erstmal hab' ich gedacht: Hoppla, was ist jetzt los. Das ehrt mich sehr. Ich musste ein paar Tage für mich alleine überlegen, ob ich mir das antun will. Es ist ja doch ein anderes Arbeiten.

SZ: Wie sieht Ihre Strategie aus?

Asül: Ich werd' die Leute am Nockherberg hauptsächlich damit packen, was sie selber mal von sich gegeben oder gemacht haben.Es würde mich langweilen, einem Politiker etwas zu unterstellen, was er nicht gemacht hat.

SZ: So ein Derblecken lebt ja von den Finessen - von Insiderwissen, mit dem das Publikum nicht unbedingt rechnet.

Asül: Genau. Ich hab durchaus zu einigen Journalisten und Leuten, die sich im Innersten der Parteien tummeln und über Jahrzehnte da drinnen sitzen, Kontakt. Ohne die geht es nicht.

SZ: Huber ist aus Reisbach bei Dingolfing, also fast ein Provinz-Nachbar. Dem können Sie doch kaum böse sein, oder?

Asül: Wir kennen uns gut. Er hat ja auch dafür gesorgt, das ich zum Botschafter von Niederbayern ernannt wurde. Wenn ich einen gut kenne, ist aber die Gefahr geringer, dass der mir etwas krumm nimmt. Wenn jetzt der Huber Mist gebaut hat oder einen Schmarrn verzählt hat, dann mache ich etwas drüber.

SZ: Seehofer kommt wie Huber aus kleinen Verhältnissen, nimmt es aber mit den katholischen Moralvorstellungen nicht so ernst. Ein Makel?

Asül: Bei so etwas sind für mich die Reaktionen darauf interessant - und wie er selbst damit umgeht. Ihm da moralisch etwas vorzuwerfen, ist langweilig. Das kriegt er ja jeden Tag in den Leitartikeln oder per Anrufe der Frauenunion um die Ohren gehauen.

SZ: Stoiber wirkt nach seinem freien Fall wie auf einer weichen Wolke gelandet - er schwebt seit seinem angekündigten Rücktritt förmlich. Wie wollen Sie ihn aus dem Nirwana reißen?

Asül: Sagen wir so: Ich werde sicherlich auf seine besondere Situation eingehen, auf diesen Schwebezustand zwischen dem Hier und Jetzt und eigentlich auch schon wieder der Vergangenheit.

SZ: Ist er eine tragische Figur für Sie?

Asül: Ich hatte mir die Frage noch gar nicht gestellt. Aber ich sag' spontan: Na.

SZ: Wie viel Einfluss hatte der Paulaner-Chef auf Ihre Rede?

Asül: Wir haben eigentlich immer gewusst, dass wir in die gleiche Richtung denken. Er hat mir nur am Anfang gesagt: Denk' daran, dass wir die Leute nächstes Jahr gerne wieder dahätten.

SZ: Die Bayern bewegt noch die Frage, was Django Asül am Nockherberg anhaben wird.

Asül: Ich werde das tragen, was ich glaube, dass passend ist.

SZ: Und was wird das sein?

Asül: Schau' dir's an am Donnerstag.

Live-Ticker am Donnerstag auf Sueddeutsche.de ab 10 Uhr.

© SZ vom 6.3.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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