IM PROFIL:Bruno Jonas

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Kabarettist und Bußprediger auf Münchens Nockherberg.

Von Thomas Thieringer

Mit einem Finger ist er an ein Messer geraten; eine Fingerspitze musste daran glauben - eine Spur in die Vergangenheit.

Bruno Jonas hat als Jugendlicher mal unglücklich in der elterlichen Metzgerei hantiert. Das reichte als Erfahrung - ein Fleischer wie Oskar in Horváths "Geschichten aus dem Wienerwald" wollte er nicht werden, zu eng, zu selbstzufrieden und zu intolerant schien ihm so ein Leben.

Wenn man in einer Stadt aufwächst, in der selbst die alljährliche Überschwemmung im Frühjahr durch die drei hier zusammenströmenden Flüsse kaum mehr für Irritation sorgt und die "Dreieinigkeit von CSU, Klerus und Monopolpresse" für jede Lebenslage Ordnung und Seelenheil garantiert, dann kann man sich nur fügen - oder die Flucht ergreifen.

Kollektive Unbotmäßigkeit

Als Bruno Jonas in die Pubertät kam, wurde in den großen Städten mit der später so genannten 68er Bewegung noch eine weitere Möglichkeit entdeckt: kollektive Unbotmäßigkeit. Ein Ärgernis für die Altvorderen, die jede Art des Protests für ein Werk des Teufels hielten. Das reizt wiederum, wider den Stachel zu löcken, den Herrschaften mal von unten den Spiegel vorzuhalten.

Mit Jonas, dem heute noch ungebrochen aufmüpfigen Sigi Zimmerschied und dem sanft beharrlichen Rudolf Klaffenböck fanden sich in Passau dann anfangs der siebziger Jahre drei Gleichgesinnte, die schon zu Beginn ihrer Karriere für die Freiheit, die sie sich ungefragt nahmen - auch Wadlbeißn genannt - abgestraft wurden. "Die Himmelskonferenz", die sie sich, am Passauer Theater schon etwas im kunstvoll Spielerischen geübt, mit Witz und Wut ausgedacht hatten, erinnerte nicht zufällig an Oskar Panizzas indiziertes "Liebeskonzil".

Vor Ort löste das vermeintlich gotteslästerliche Spiel einen Sturm der Empörung aus, brachte gar den Staatsanwalt ins Spiel. Als Jonas & Co. mit diesem Kabarettstückl in München gastierten, gab's nur Verwunderung über die provinziellen Aufgeregtheiten - und Jonas blieb fortan in der bayerischen Metropole und dem Kabarett treu.

Schneller Erfolg

Er war in diesem Gewerbe schnell erfolgreich. Nun, nach einem Vierteljahrhundert und 51 Jahre alt - die Karrierestationen Rationaltheater, Solokabarett, Autor und Mitglied der Lach- und Schießgesellschaft, eigene Fernsehshows im Ersten, Mitstreiter von Dieter Hildebrandt und nun dessen Nachfolger beim "Scheibenwischer" seien nur noch erwähnt - hat er wieder einen Gipfel erreicht: Er wird denen, die in diesem Land sich nun um Ordnung und Zukunft sorgen, auf dem Nockherberg als Bruder Barnabas die Leviten lesen.

Ein Amt und eine Aufgabe, die zugeschnitten sind auf Bruno Jonas, der, intelligent, smart und geschäftstüchtig, Perfektion und sich unbestritten Respekt verschafft hat. Ob als schlagfertiger Texter, virtuoser Wortakrobat, insistenter Musiker im Nebenerwerb, durchsetzungsfähiger Theaterbetreiber: Seine Worte an die Adresse der Politiker, die sich an einem solchen Tag selbstironisch abfedern, werden Gewicht haben und doch nicht für zu schwer befunden werden.

Jonas wird das so hinzudrechseln wissen, dass das Derblecken allen Spaß macht.

© SZ v. 11.3.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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