Hugh Grant in München:Caligula und Schwiegersohn

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Hugh Grant beherrscht auch bei der Promo-Show für "Tatsächlich...Liebe" die Kunst des Rollenspiels

Von Christian Mayer

Hugh! Sechs dunkle Mercedes-Limousinen stoppen abrupt vor dem Künstlerhaus am Lenbachplatz, wo bereits dutzende Fans des englischen Schauspielers aufgeregt hinter der Absperrung drängeln - und hoffen, dass sich der Angebetete dazu herablässt, Autogrammkarten zu unterschreiben.

Als letzter steigt endlich Mr. Grant aus einem der Wagen: Hugh, der im neuen Film seines Lieblingsregisseurs Richard Curtis "Tatsächlich . . . Liebe" einen verliebten Premierminister spielen durfte und zur Belohnung nun eine europaweite Promotiontour absolvieren muss.

Der erste Eindruck: Der Typ im fliederfarbenen Hemd und Tweedsakko sieht ja viel kleiner aus als im Film. Dann aber erfüllt Grant, Britanniens schnöseligster Sunnyboy, doch noch einige Klischees: Während die versammelte deutsche Fachpresse geduldig ausharrt und die Kameraleute um die besten Plätze wetteifern, kontrolliert Hugh erst mal sein Handy.

Gedankenverloren fährt er sich durch die Haare und schenkt seiner deutschen Filmkollegin Heike Makatsch (ganz in schwarz, was mit ihren blonden Haaren und dem hellen Teint gut kontrastiert) keinen Blick.

Ganz anders dann die Inszenierung im großen Saal. Als die Schauspieler Laura Linney, Bill Nighy, Rodrigo Santoro und Regisseur Richard Curtis für die Pressekonferenz Platz nehmen, klatschen die Reporter wie nach einem Theaterstück, was ja im Zusammenhang mit der dramatischen Ankunft nicht ganz so abwegig ist.

Heike Makatsch, die für diese Rolle eine mühselige Casting-Prozedur bewältigen musste, wird neben Hugh Grant gesetzt, obwohl die beiden in "Tatsächlich. . . Liebe" nur eine ganz kurze Szene gemeinsam haben. Hugh Grant schaut seine Nachbarin jetzt aber so erstaunt an, als habe er gerade erst entdeckt, dass dieses Fräuleinwunder auch Deutsch spricht.

Über Filme zu reden, kann grausam sein, besonders wenn die Hauptdarsteller schon in halb Europa die gleichen Fragen beantwortet haben. Doch Grant lässt sich selbst durch absurde Fragen nicht entmutigen und findet das passende Bonmot - mal sarkastisch, mal süffisant.

Wie er denn regieren würde, wenn er wirklich Premierminister wäre? Als korrupter Machtmensch, selbstverständlich, "meine Lieblingsfigur in der Geschichte war schon immer Caligula". Eine offensichtlich religiös inspirierte Filmexpertin südländischer Herkunft, die dem Regisseur unterstellt, mit seinem Werk Gott dienen zu wollen, sieht Hugh lange entgeistert an "Ich halte Sie für eine finstere Person", sagt Mr. Grant, als habe er in München gerade den Antichrist kennen gelernt.

Nein, auf Komplimente ist er nicht scharf, und nur ein einziges Mal gibt er sich richtig Mühe, als er seine Gratwanderung zwischen Charakterspiel und Komödiantentum beschreibt - dann aber beendet er, gelangweilt von sich selbst, den Anflug von Ernsthaftigkeit.

Und Heike Makatsch? Die Schauspielerin, die in London lebt und einen englischen Freund hat, scheint diesen Auftritt neben dem amüsanten Briten wirklich zu genießen. "Ich freue mich, dass ich ein bisschen in seiner Nähe sein durfte." Hugh, der statt zur Decke jetzt wieder zur hübschen Heike schaut und die Hand aus dem Gesicht nimmt, setzt sein schönstes Schwiegersohnlächeln auf, obwohl er kein Wort verstanden hat.

Verdammt harter Job, und gleich muss er auch noch zur Filmpremiere ins Mathäser-Kino, wo weitere Fans und Vertreter der Münchner Society schon lauern: Hugh!

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