Hürden für einen Kindergarten:Nichts zu pfänden

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Es gibt Räume, die Stadt unterstützt das Konzept - warum eine Kindergarten-Gründerin trotzdem bangen muss.

Michael Ruhland

Das Schwierigste, sagt Aicha Zadet, ist, Räume zu finden. In einer Stadt, in der es zu wenig Wohnungen gibt und zu viele Singles, wie soll man da privat einen Kindergarten aufziehen? Die Mutter dreier Kinder in Alter von vier bis sieben Jahren wagte es trotzdem und hatte erst einmal ziemliches Glück.

Aicha Zadet mit ihren Kindern. (Foto: Foto: Robert Haas)

Sie fand in der Implerstraße 69 ein Haus, in dem früher einmal ein Polizeirevier war, später dann das Goetheinstitut - mit insgesamt 450 Quadratmeter auf zwei Geschossen, die der Stadt gehören. Und die leer standen. Das war vor mehr als zwei Jahren.

Längst hat Aicha Zadet den Mietvertrag für das Erdgeschoss unterschriftsreif in der Tasche. Die Lokalbaukommission hat der Nutzungsänderung zum Kindergarten zugestimmt. Mehr noch: Die Stadt würde zwei Drittel der Umbaukosten übernehmen, und das Schulreferat unterstützt das pädagogische Konzept des mehrsprachigen Kindergartens.

Bis zu 50 Zweieinhalb- bis Sechsjährige könnten in der Implerstraße Platz finden, der Kindergarten soll von 7 bis 18 Uhr geöffnet sein. Mit bis zu 135000 Euro Personalkostenzuschuss kann die Kindergartengründerin pro Jahr rechnen - je nach Zahl der Kinder, deren Alter und der Betreuungszeit. Acht Arbeitsplätze will Aicha Zadet schaffen. All die Zahlen hat sie in einem Businessplan aufgelistet. "Ich habe mein Projekt als Existenzgründung geplant", sagt sie.

Das einzige, was noch fehlt, ist ein Kredit. Seit zwei Jahren bekommt sie nur Absagen. Höchstens 50.000 Euro fehlen ihr noch für Umbau, Einrichtung und Rücklagen für die ersten zwei Monate. Eigentlich keine große Summe. Könnte es sein, dass es einfach die falsche Bank war?

Zadet schüttelt energisch den Kopf. "Fragen Sie mich lieber, bei welcher ich noch nicht war." Sie kenne mittlerweile die Antworten, die je nach Kreditinstitut und Berater in drei Richtungen gehen: Die einen, sagt die alleinerziehende Mutter, sähen keine Zukunft im Projekt Kinder. Sätze wie "in zehn Jahren gibt es doch kaum noch welche" klingen ihr noch im Ohr.

Andere berichten ihr von schlechten Erfahrungen mit solchen Gründungsprojekten, die Kalkulationen hätten nicht gestimmt. Wie andere trauten ihr das Vorhaben schlichtweg nicht zu. Als ausgebildete Krankenschwester sei sie ja nicht die Fachfrau dafür. Immer jedoch spiele eines die Hauptrolle: Aicha Zadet hat keine Sicherheiten, wie die Banker sagen. Also: keine Immobilie, keine Lebensversicherungen, nichts, was sich notfalls pfänden ließe.

Dass die Stadt ihr Konzept als förderungswürdig beurteilt, dass der Mietvertrag vorliegt, dass sie schon eine Kindergartenleiterin an der Hand hat - all das hat ihr nicht geholfen. "Ich dachte, mit der Stadt als Partner ist es kein Problem, ein Darlehen zu bekommen", sagt sie. Immerhin hätten die Parteien inzwischen erkannt, wie wichtig das Thema Kinderbetreuung ist.

Zadet, die in Frankreich im Elsass aufgewachsen ist und seit 15 Jahren in München lebt, hat selbst mit ihren Kindern erlebt, wie schwierig Betreuung zu organisieren ist. Anmelde-Marathons, Tagesmutter-Suche - sie hat die ganze Palette mit ihrer Tochter Afra, 4, und den Söhnen Armin, 5, und Adel, 7, durch.

"Bei einem Kindergarten haben wir 700 Euro monatlich bezahlt. Das Essen war schlecht und die Betreuung auch - das war nur Geldmacherei", erzählt sie. Ein anderer sei sehr gut gewesen, aber nur von 8 bis 13 Uhr offen. Für Berufstätige ein Unding.

Vor drei Jahren hat sie deshalb selbst die Initiative ergriffen, sich im Schulreferat informiert, das pädagogische Konzept französischer Kindergärten zur Basis genommen, das neben sprachlicher auch frühmusikalische Erziehung im Programm hat. Sie hat einen Architekten beauftragt und sich private Unterstützer geholt. Fast drei Jahre sind seither ins Land gezogen. "Jetzt bin ich gelassener - ich habe alles versucht", sagt sie. Es klingt nach Resignation.

© SZ vom 08.05.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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