Hotels im Test (14):Bitte nicht zu dicke!

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Alles königlich im Kempinski Hotel Vier Jahreszeiten - den FKK-Bereich sollte man aber besser meiden.

Ruth Schneeberger

Ach, das Leben kann so schön sein. Man stöckelt über die Maximilianstraße, stellt sich vor, die edlen Gewänder in den Schaufenstern wären zu haben, und taucht dann ein in eine Welt, die es sonst nicht gibt:

Es ist dies eine Welt voller Zuvorkommen, voller Freundlichkeit und Hingabe. Man betritt das Fünf-Sterne-Foyer des "Kempinski Hotel Vier Jahreszeiten" und wird fortan eingehüllt in eine Wolke des Wohlwollens. Die hat zwar ihren Preis - aber der lohnt sich.

Zunächst zum Essen, hinter dem alles andere sowieso in den Hintergrund tritt: Die Ochsenbäckchen des Hauses sind unvergleichlich. Unvergleichlich zart, unvergleichlich saftig, unvergleichlich weich - man kann sie fast trinken. Dazu, da kann man sicher sein, werden immer die passenden Weine gereicht - und hier passen sie wirklich. Zum Abschluss wird ein Rollwägelchen an den Tisch geschoben mit allen erdenklichen Alkoholika, die der Verdauung dienlich sind, was äußerst praktisch ist, weil bei einem Sieben-Gänge-Menü, da können die Gänge noch so klein sein, sich der Magen doch irgendwann zur Gesamtsituation äußert.

Und schließlich - man mag es kaum glauben - wird noch ein Wägelchen herangerollt, diesmal mit Pralinen, den feinsten natürlich, aufbewahrt in einem kleinen Holzkistchen, und für jede Süßigkeit eine eigene winzige Schublade zur Auswahl. Noch Fragen?

Wem von so viel Wunscherfüllung schummrig wird, der lässt sich ein paar Schritte hinabgeleiten, nimmt an der Bar einen kräftigen Schluck jedweden gut gemischten Cocktails, lässt sich in tiefe dunkellederne Clubsessel fallen und lauscht den Klängen des Piano-Spielers.

Da trifft es sich gut, dass man anschließend nicht mehr in sein Zimmer kommt. Irgend etwas muss ja schief gehen, sonst wäre das Hotel Vier Jahreszeiten nicht von dieser Welt. In diesem Fall versagt einfach die Schließanlage. Das aufmerksame Personal entschädigt mit einem Fläschchen Schampus, und schon ist die Welt wieder in Ordnung.

Wünsche? Nicht offen

Und so macht man es sich gemütlich in der Suite, die ebenfalls keine Wünsche offen lässt. Zwei riesige, aber trotzdem unaufdringliche Flatscreens, sowohl im Wohn- als auch im Schlafzimmer, ein Ankleideraum und im Bad ein separates WC mit Telefonanschluss - wofür auch immer - und beige-orange Wohlfühltöne helfen dabei, in den erholsamsten Schlummer zu fallen.

Um pünktlich zum Frühstück wieder aufzuwachen, denn das darf man im Kempinski auf gar keinen Fall verpassen: Anzug- wie Joggingträger scharen sich im goldverzierten Restaurant mit Blick auf Münchens Edelmeile um Erlesenes aus der frühen Küche, die neben den üblichen Müsli- und Obstsorten Fisch wie Fleisch und deftige bayerische Süßspeisen zu Frischgepresstem, Wellnessgetränken und auch anregend-alkoholisches zum Start in den Tag anzubieten hat.

Wer nach all diesen Genüssen nicht den dringenden Wunsch verspürt, im Spa über den Dächern Münchens ein paar Ründchen zu drehen und sich nach einer Königinnen-Massage auf der Dachterrasse ein weiteres Ründchen zu sonnen, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Aber bitte nicht im FKK-Bereich. Dazu ist das Essen einfach zu gut.

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