Hochhausdebatte:"Kampfschrift" gegen die Türme am Birketweg

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Jetzt schalten sich auch die Grünen ein: Fraktionschef Siegfried Benker lehnt das Ensemble an der Friedenheimer Brücke ab. Unterdessen herrscht weiter Uneinigkeit bei CSU und SPD.

Von Alfred Dürr

Die Hochhausdebatte (Brauchen wir die neuen Türme? Verschandelung oder Bereicherung der Silhouette?) bleibt spannend, denn jetzt kursiert bei den Münchner Grünen eine "Kampfschrift", die der Vorsitzende der Stadtratsfraktion, Siegfried Benker, verfasst hat.

Nach einer sehr differenzierten Erörterung der Hochhausfrage kommt er zu einer klaren Schlussfolgerung: Das geplante Turm-Ensemble am Birketweg darf nicht entstehen. Die grüne Haltung müsse eindeutig sein, fordert Benker: "Hochhäuser ja, Modernität ja, aber nicht auf Kosten traditionell gewachsener Orte." Wie dem Nymphenburger Schlossrondell, das durch die Türme beeinträchtigt würde.

Voraussichtlich noch in diesem Jahr soll der Stadtrat über das Neubaugebiet auf dem ehemaligen Bahngelände an der Friedenheimer Brücke entscheiden: Werden die vier Hochhäuser wie geplant errichtet oder gibt es eine andere Lösung? Die Rathausfraktionen tun sich schwer, diese Frage zu beantworten. Mehrheiten für die eine oder die andere Variante zeichnen sich bisher nicht ab.

OB Christian Ude (SPD) gilt als Hochhaus-Freund, im Fall Birketweg gibt es allerdings von ihm noch kein abschließendes Meinungsbild. Dagegen macht sein Amtsvorgänger, Alt-OB Georg Kronawitter (SPD), kräftig Front gegen die Hochhausgruppe. Außerdem will er alle geplanten Neubauprojekte stoppen, wie die Konzernzentralen von ADAC und Süddeutschem Verlag sowie das Hochhausensemble auf dem Siemensgelände im Münchner Süden. In der SPD-Fraktion trifft er damit sowohl auf Zustimmung als auch auf deutliche Ablehnung. Eine Entscheidung ist völlig offen.

Schosser stellt Antrag bei OB Ude

In der CSU kämpft vor allem Stadträtin Elisabeth Schosser um den Schutz der Sichtbeziehungen am Schlossrondell. Jetzt hat sie sogar einen offiziellen Antrag bei OB Christian Ude gestellt. Ude solle sich bei der Unesco dafür einsetzen, dass unter anderem das Ensemble Nymphenburg zum Weltkulturerbe erklärt wird. Sie spricht es zwar nicht explizit aus, aber die Absicht wird deutlich: Sie will einen Hebel, um damit die Hochhäuser zu verhindern. Doch die CSU-Fraktion ist gespalten, Befürworter und Gegner tauschen noch ihre Argumente aus.

Jedenfalls gewinnt die Hochhausdebatte in den Münchner Parteien an Bedeutung. Voraussichtlich Ende März sollen Siegfried Benkers Thesen auf einer Stadtversammlung der Grünen diskutiert werden. Benker zielt auf eine Ablehnung des Hochhaus-Ensembles am Birketweg. Vom Schlossrondell und vom Maximilianeum aus gesehen störten die Türme die Silhouette nachhaltig. Städtebauliche Dominanten könnten auch anders als durch Hochhäuser gesetzt werden. Ob ihm die Mehrheit folgt? Der Planungssprecher der Grünen-Fraktion, Boris Schwartz, kann sich sehr wohl Hochhäuser am Birketweg vorstellen.

Die SPD will demnächst mit einer Podiumsdiskussion Präsenz in der Hochhausfrage zeigen - im Mittelpunkt der Veranstaltung soll das geplante Ensemble mit drei Türmen im Siemensviertel "Isar Süd" stehen.

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