Hochhausbau:Lieber Nichtsohochhäuser

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Nachdem die Mehrheit der Bürger die hohen Turmgruppen nicht akzeptiert hat, sucht der Stadtrat nach einer neuen Konzeption für das Neubaugebiet "Am Birketweg".

Von Alfred Dürr

Statt eines Ensembles mit vier markanten Hochhäusern, die zwischen 80 und 120 Metern aufragen sollten, erleben wir wahrscheinlich eine Stadtsilhouette mit 13 "Hochpunkten", von denen allerdings keiner die 60-Meter-Grenze überschreiten wird.

Der geplante Hochhausbau am Birketweg sorgt weiter für Diskussionsstoff. (Foto: Simulation: Aurelis)

So jedenfalls sehen die Planungen für das Neubaugebiet "Am Birketweg" (an der Friedenheimer Brücke und entlang der Bahnlinie Hauptbahnhof-Laim-Pasing) aus, die nun wohl weiter konkretisiert werden. Beschlossen ist noch nichts. Am Mittwoch soll sich der Stadtrat erstmals mit den Ideen befassen.

Im Frühsommer war klar geworden, dass die geplante hohe Turmgruppe von der Mehrheit der Bürger nicht akzeptiert wird. Man fürchtete eine massive optische Beeinträchtigung des Rondells beim Nymphenburger Schloss. Im Stadtrat beugte man sich diesem Votum.

Suche nach ganz neuen Lösungen

Aber auch eine Planungsvariante ohne die Hochhäuser kam nicht gut an. Deswegen suchte die Stadt im Rahmen eines verwaltungsinternen Workshops nach ganz neuen Lösungen für den zentralen Bereich des Neubaugebiets (6000 Bewohner, 6000 Arbeitsplätze) an der Friedenheimer Brücke.

Vier renommierte Architektenbüros arbeiteten in den vergangenen Wochen ihre Vorschläge aus: Léon Wohlhage Wernik aus Berlin, Sauerbruch+Hutton, ebenfalls aus Berlin, Allmann Sattler Wappner aus München und Astoc/Kees Christiaanse aus Amsterdam und Köln.

Nach ausführlichen Beratungen erfolgte ein klares Votum - nämlich für das Büro Astoc. Dessen Konzeption soll nun als Grundlage für das weitere Bauleitplan-Verfahren dienen. Vorausgesetzt der Stadtrat stimmt zu.

In der Höhe deutlich begrenzt

Besonders beeindruckt hat hier offensichtlich die Struktur von 13 Hochpunkten. Es wird also herausragende Gebäude geben, die allerdings in der Höhe deutlich begrenzt sind. Trotzdem sollen sie eine besondere Stadtsilhouette bilden, ohne dass der Blick vom Nymphenburger Schloss gestört wird.

Weiterer Pluspunkt: Im Gebiet "Am Birketweg" werden nach wie vor auch die Grünbereiche zu ihrem Recht kommen. Selbst eine Erweiterung des Hirschgartens ist möglich. Früher hatte es immer geheißen, dass die Parkanlagen kleiner und die Baudichten im Neubaugebiet größer werden müssen, wenn die Hochhäuser nicht zu realisieren sind.

Freilich gibt es auch schon wieder Bedenken. Sind 13 Hochpunkte nicht doch zu viel? Wie wirken sich die höheren Gebäudeteile im Hinblick auf Abstandsflächen, die Verschattungsproblematik und die Vermarktbarkeit der Flächen aus? Diese Fragen und einige andere stadtplanerische Detailprobleme sind noch nicht abschließend geklärt und werden zunächst im Stadtrat für Diskussionsstoff sorgen.

Ob das Konzept "Mach' aus vier Hochhäusern viele kleine Nichtsohochhäuser" in der Öffentlichkeit und bei den Menschen ankommt, die später einmal hier leben, weiß man auch noch nicht. Zunächst präsentiert die Aurelis Real Estat, die Grundeigentümerin, die Ergebnisse des Workshops auf der Immobilienmesse Expo Real (vom 4. bis zum 7. Oktober in Riem).

Noch im Herbst gibt es eine Informationsveranstaltung für die Bürger. Ende des Jahres will der Stadtrat endgültig über das "Gesicht" des riesigen Neubauprojekts entscheiden.

© SZ vom 28.9.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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