Hilfe nach der Katastrophe:Bayern sucht 1.000 Paten für Flutopfer

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Vor allem der Zukunft von Kindern in den betroffenen Gebieten gilt das Hilfsprogramm der Staatsregierung. Davon unabhängig haben zahlreiche bayerische Städte eigene Projekte in Gang gebracht.

Von Sebastian Beck und Andreas Ross

Ministerpräsident Edmund Stoiber lobte dabei die "beispiellose Spendenbereitschaft" der Bevölkerung für Südostasien. Zugleich wies er darauf hin, dass die Bundesregierung für ihr 500-Millionen-Hilfsprogramm noch immer keine Finanzierung vorgelegt habe. Mehrere Städte starteten inzwischen eigene Projekte.

Innenminister Günther Beckstein bezifferte gestern die Zahl der vermissten Bayern auf 183. Neun Menschen seien offiziell als tot gemeldet worden; 34 Menschen aus dem Freistaat wurden bei der Flutkatastrophe verletzt.

Für die Hinterbliebenen aus Bayern stellt der Freistaat eine Million Euro Soforthilfe zur Verfügung. Stoiber betonte, die Gelder der Landesstiftung "Hilfe für Mutter und Kind" würden zusätzlich gewährt und nicht an anderer Stelle eingespart. Mit dem Geld soll die gesetzliche Wartezeit bis zur Auszahlung von Renten an die Angehörigen der Vermissten überbrückt werden.

Stoiber kündigte zudem an, dass 100 Spezialisten der Feuerwehr zum Einsatz im Katastrophengebiet bereit gestellt werden sollen. Auf einen entsprechenden Aufruf des Innenministeriums hin hatten sich mehrere hundert Freiwillige aus dem gesamten Freistaat gemeldet.

Informationen am Service-Telefon

Das Sozialministerium will überdies eine große Patenschaftsaktion starten: Mindestens 1000 Waisen und hilfsbedürftige Kinder sollen auf diese Weise Unterstützung erhalten. Die Kosten hierfür betragen rund 30 Euro im Monat pro Person. Stoiber sagte, er wolle selbst zusammen mit seiner Frau eine Patenschaft übernehmen. Das Sozialministerium wird hierzu heute um 8.30 Uhr ein Service-Telefon freischalten. Unter der Nummer 01801-201010 können die Anrufer sich registrieren lassen. Danach erhalten sie per Post genaue Angaben zur Patenschaft. Unterstützt werden sollen auch Patenschaften von bayerischen Schulen. Hierzu wird das Kultusministerium eine Koordinierungsstelle einrichten.

Stoiber unterstützte erneut die Hilfszusagen von Bundeskanzler Gerhard Schröder, forderte aber zugleich Auskunft darüber, welche Hilfsprojekte der Bund konkret plane und wie er die 500 Millionen Euro aufbringen wolle. Das Geld dürfe nicht an anderer Stelle eingespart werden, sagte der CSU-Chef.

Der bayerische SPD-Landtagsfraktionschef Franz Maget hat die Kritik von Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) an der Fluthilfe des Bundes als "unverständlich" und "unanständig" zurückgewiesen. Jetzt gehe es um ein Zeichen der Solidarität, die Menschen wollten helfen, sagte Maget am Montag bei der SPD-Klausur im schwäbischen Kloster Irsee. "Der bayerische Ministerpräsident hätte an dieser Stelle besser schweigen sollen", meinte Maget.

Städtetag knüpft Kontakte nach Asien

Inzwischen haben auch mehrere bayerische Kommunen angekündigt, dass sie der Anregung von Bundeskanzler Schröder folgen und Aufbauhilfe in betroffenen Städten und Regionen in Asien leisten wollen. Beim Neujahrsempfang der Augsburger SPD kündigte Oberbürgermeister Paul Wengert an, die Stadt werde eine Patenschaft für ein kommunales Hilfsprojekt übernehmen, entsprechende Kontakte nach Asien seien über den Städtetag bereits in Gang gekommen. Die Stadt feiere heuer den 450. Jahrestag des Augsburger Religionsfriedens, mit der Patenschaft könnten Stadt und Bürger einen konkreten Friedensbeitrag liefern.

Auch in Würzburg ist Oberbürgermeisterin Pia Beckmann (CSU) dabei, eine lokale Allianz für Hilfe in Asien zu schmieden. Die Unterstützung aus Unterfranken soll allerdings in Projekte fern der Tourismusgebiete erfolgen, weil dort ohnehin der Aufbau rasch vorankommen werde. OB Beckmann hofft für die Allianz auch Unternehmer aus der Stadt und die Missionsärztliche Klinik mit ihren Tropenmedizinern gewinnen zu können.

In Landshut haben sich der neue Oberbürgermeister Hans Rampf und Landrat Josef Eppeneder (beide CSU) bereits darauf verständigt, die Spenden ihrer Bürger dem Kinderdorf "Little Smile" auf Sri Lanka zukommen zu lassen. Auch die Bürgermeister der kreisangehörigen Gemeinden haben sich dieser Absicht angeschlossen. In dem vor sechs Jahren von einem deutschen Journalisten gegründeten Dorf sind zurzeit bis zu 400 Waisen aus den von der Flut verwüsteten Gebieten aufgenommen worden. Die Städte München, Nürnberg und Regensburg hatten schon zuvor ihre Bereitschaft zu konkreten Hilfsmaßnahmen in Asien erklärt.

© SZ vom 11.1.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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