Hertzkammer:Lion´s Den 63

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Johnny Cash hätte sich gefreut. Für die Foto-Aufnahmen zu ihrem neuen Album "Tricky Turf" bestimmten Albert Pöschl und Noe Noack alias Lion's Den 63 die Galopprennbahn in Riem als Kulisse.

B. Ackermann, J. Temsch

Fasziniert vom Mikrokosmos der Reichen und der Verlierer, angesteckt vom gemeinsamen Adrenalinkick der hitzigen Hasardeure und kühlen Experten, beschlossen die beiden Musiker, selbst zu wetten. Für ihren Tipp studierten sie keine Fachblätter, sie schauten nur auf die Namen der Pferde.

Ihr Favorit: Ring of Fire, nach dem gleichnamigen Countryklassiker von Cash. Das Tier brannte weit hinten abgeschlagen aus. Trotzdem gewannen Pöschl und Noack, wenigstens an Erfahrung.

Spieltrieb ist ein künstlerisches Konzept, die Männer von Lion's Den sind seine glühenden Verfechter. Noack, Musikjournalist und Zündfunk-Moderator, und Pöschl, als Klang-"Professor" bei allen möglichen Münchner Projekten von Queen of Japan bis Diska dabei, lassen sich von ihrem Gespür leiten.

So, wie sie auf Pferde wetten, machen sie Musik. Sie entdecken einen Tune, einen Fetzen Melodie auf einer alten Platte, haben eine Melodie im Kopf, die Ahnung eines Rhythmus'. Mit diesen Ideen gehen sie in ihr Giesinger Studio Echokammer und daddeln so lange herum, bis eine elektrifizierte, eklektische Version von Reggae herauskommt, eine aus allen möglichen Genres zusammengetragene Kreuzung.

Die Trägheit des Dub prallt auf Dancehall und UK-Garage, Rave und Metal, auf House-Pianos und Westerngitarren. Die Spielregel: Respekt vor den Originalaufnahmen wahren, Technik und stilistische Wurzeln gegen den Strich bürsten. So entstehen ins Tanzbein fahrende, aufgrund ihrer Unvorhersehbarkeit stets interessante Stücke mit Songstruktur. "Dub-Punk", nennt Pöschl den eigenen Stil wegen der Do-it-yourself-Attitüde und der Härte, oder einfach "radikale Unterhaltung".

Den Session-Charakter ihrer Aufnahmen bringen sie auch auf die Bühne. Zusammen mit ihrem DJ Junior wechseln sie bei Auftritten fließend vom Plattenauflegen zum Live-Spiel. Langeweile ist etwas anderes. Darauf kann man wetten. (Release Party am Mittwoch, 31. März, im Atomic Café, 21 Uhr.)

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