Hertzkammer:DJane Miss Kittin

Lesezeit: 2 min

DJane Miss Kittin alias Caroline Herve gehört zum Besten was die Berliner Techno- und Electroclash-Szene derzeit zu bieten hat. Am Donnerstag, 25. Dezember, legt sie im Harry Klein auf.

Protokoll: B. Ackermann/Temsch

(SZ vom 24.12.03) — Hier spricht Miss Kittin über ihren Job und Weihnachten.

"Rock'n'Roll-Meditation. Dieses Wort trifft am besten das Gefühl, das ich habe, wenn ich auflege. Ich lebe die Musik mit meinem ganzen Körper.

Ich tanze, singe in meinem Kopf und ins Mikro - nicht einmal ein Erdbeben könnte mich dabei stören. Ich liebe meinen Job so sehr, diese Momente, die so richtig großartig sein müssen.

Die Geheimwaffe

Und ich hasse es, wenn mich jemand dabei anspricht. Beschreiben kann ich meinen Stil nicht, ich mache so viele verschiedene Sachen. Meine Geheimwaffen sind zur Zeit Promo-Scheiben des Genfer Labels Mental Groove: alte Breakbeat-Rave-Hits von schweizerischen Künstlern, wie in den frühen Neunzigern. Die sind von bekannten Produzenten gemacht, aber anonym. Man muss raten, wer es ist.

Manchmal raten die Leute ja auch, wer Miss Kittin ist. Viele können sich einfach nicht normal benehmen einer Person gegenüber, von der sie ein bestimmtes Image haben. Aber neulich in London ist mir was Schönes passiert. Ich war alleine auf der Tanzfläche, als mich ein Mädchen ansprach. Sie sagte, sie möge meine Bewegungen.

Das war so nett, weil sie ja nicht wusste, wer ich war. Solche unerwarteten Komplimente sind die schönsten Geschenke. So etwas berührt mich mehr als Sprüche wie ,Ich mag deine Arbeit'. Das Mädchen auf dem Dancefloor beurteilte mich nicht danach, was ich tue, sondern danach, was ich bin als ganz normales Partygirl.

Schenken macht glücklich

Apropos Geschenke: Ich liebe es, welche zu machen, nicht nur an Weihnachten. Schenken macht mich glücklicher als beschenkt werden. Ein Geschenk zu bekommen finde ich peinlich, und selten kriege ich etwas, das mir wirklich gefällt. In meiner Familie ist das an Weihnachten so: Vor dem Essen gibt es Geschenke, nach dem Kuchen wird der Fernseher angemacht.

Ich bin aber sowieso kein Familienmensch, weil alle irgendwo verstreut leben. Deshalb gehe ich an Weihnachten aus, und ich arbeite. Aber ich würde trotzdem gerne bei meiner Familie sein. Dieses Jahr habe ich die ideale Lösung gefunden: Ich nehme meine Mutter einfach mit.

Ansonsten mag ich vor allem die Beleuchtung der Straßen an Weihnachten. Aber ich hasse Glühwein mit Zimt. Zimt hasse ich überhaupt. 'Der Weihnachts-Song schlechthin für mich ist ,Last Christmas' von Wham. Das Video ist so cheesy, und der Haarschnitt von George Michael das totale Statement. Besser geht's nicht."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: