Hertz-Kammer:Menschenleserin

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Techno-DJane Monika Kruse kehrt zurück nach München

Von Martin Pfnür

Wann immer Monika Kruse nach München kommt, ist das stets auch eine Rückkehr dorthin, wo ihre Karriere vor 24 Jahren begann. Vor knapp einem Vierteljahrhundert nämlich stand die damals 20-Jährige hinter den Decks des Schwabinger Kellerclubs Babalu, vermengte dort Hip-Hop, Funk und Soul mit frühem Deep- und Vocal-House - und wurde dabei auch zur Protagonistin bei der Erfindung der Afterhour: "Es herrschte die absolute Aufbruchstimmung, selbst im spießigen München", sagt sie. "Allerdings gab es dort ja immer noch die Sperrstunde, weshalb die Clubs um 4 Uhr schließen mussten. Im Babalu jedoch öffnete man um 6 Uhr einfach wieder die Tür, und es trafen sich Raver, das Barpersonal anderer Clubs, Zuhälter und Prostituierte, um zu Techno zu feiern."

Beflügelt von dieser Stimmung begann die Frau mit der wallenden Mähne alsbald selbst Partys zu veranstalten. "B-Ware" hieß die Organisation, die sie 1995 ins Leben rief, um den damals brettharten Techno erst illegalerweise in Heizkraftwerken und Bunkern, dann legalerweise im Rahmen der Reihe "Housetram" in Münchner Trambahnen donnern zu lassen. Spätestens von dieser Zeit an ging es für den Techno in München ebenso steil bergauf wie für die Karriere der heute 43-Jährigen: In der Großküche des alten Flughafens in Riem eröffnete das Kollektiv "Ultraworld-Crew", zu dem auch Kruse zählte, 1994 die erste Version des Clubs "Ultraschall", wo auf drei Ebenen zu Sets der internationalen DJ-Elite getanzt wurde, und Monika Kruse sich als Resident-Djane bis zu ihrem Umzug in ihre Geburtsstadt Berlin 1997 einen Namen machte. Was dann folgte, lässt sich mit ein paar Koordinaten zusammenfassen: Auftritte vor 1,5 Millionen Menschen bei der Love-Parade, Gründung zweier Labels - "Terminal M" für die härtere Gangart, "Electric Avenue" für die entspanntere - unzählige Singles, EPs, Remixe und Mix-CDs, vier Alben, DJ-Sets in allen Ecken dieser Welt.

Wenn man Monika Kruse auf ihre Sets anspricht, die sich alle durch einen feinen Spannungsaufbau auszeichnen, spricht sie gern vom "Lesen des Publikums". Sie versuche "die Menschen zu spüren", sagt sie, um darauf aufzubauen. Wie schön, dass man diese längst auch hier ohne Sperrstunden-Break genießen lassen.

Monika Kruse , Samstag, 28. März, 23 Uhr, Bob Beaman, Gabelsbergerstraße 4

© SZ vom 26.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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