Herbert Riehl-Heyse:"Einer, den man nicht ersetzen kann"

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Kollegen, Freunde und Verwandte haben dem leitenden Redakteur der Süddeutschen Zeitung die letzte Ehre erwiesen.

Die Münchner Kammerspiele waren ein Ort, den Herbert Riehl-Heyse gern und oft besuchte. Am Dienstagvormittag erwiesen ihm dort seine Freunde und Kollegen die letzte Ehre.

An der Trauerfeier für den verstorbenen Journalisten Herbert Riehl-Heyse nehmen dessen Sohn Tobias, Ehefrau Gabriele Riehl, Bundespräsident Johannes Rau, der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung des Süddeutschen Verlages, Hanns-Jörg Dürrmeier, Kanzler-Gattin Doris Schröder-Köpf und Münchens Oberbürgermeister Christian Ude teil. (Foto: N/A)

Die Süddeutsche Zeitung hatte für ihren Leitenden Redakteur, der in der Nacht zum Mittwoch vergangener Woche mit 62 Jahren an Krebs gestorben war, eine besinnliche Trauerfeier organisiert. Hochkarätige Vertreter aus Politik, Kunst und Medien nahmen in den Räumen des Theaters von Riehl-Heyse Abschied.

Neben Bundespräsident Johannes Rau und Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) kamen unter anderen der ehemalige SPD-Vorsitzende und Ex-Oberbürgermeister von München, Hans-Jochen Vogel, SPD-Fraktionschef Franz Maget, der ehemalige Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) sowie die Kabarettisten Dieter Hildebrandt und Gerhard Polt. Als die dritte Klingel ins Innere des Theaters rief, verstummten die leisen Gespräche.

"Einer, den man nicht ersetzen kann"

Auf der Bühne stand neben einer Harfe, einem schwarzes Stehpult und einem weiß-grünen Blumenbukett ein großes schwarz-weiß Foto von Herbert Riehl-Heyse, auf dem er schelmisch über den oberen Rand seiner Brille lugt.

Die ersten Worte richtete der Vorsitzende des Süddeutschen Verlags, Hanns-Jörg Dürrmeier, an die etwa 500 Trauergäste. "Wir und die SZ-Leser werden Dich nicht vergessen, wir werden Dich vermissen", sagt er.

Auch SZ-Chefredakteur Hans Werner Kilz zeigte sich sichtlich betroffen: "Der Riehl ist einer, den man nicht ersetzen kann." Keiner habe mit seinen satirischen "Streiflichtern" und den großen Seite-drei-Reportagen so den Stil der SZ geprägt wie Riehl-Heyse. Er sei das Herz der Zeitung gewesen.

Kilz sagte: "Wir verneigen uns vor seinem journalistischen Lebenswerk und trauern um einen großartigen Menschen." Der SZ-Chef kämpfte gegen die Tränen.

"Er wollte verstehen, deshalb konnte er erklären"

Bundespräsident Rau lobte Riehl-Heyse in seiner Trauerrede als "Edelfeder", der eine ganze Generation von Journalisten geprägt habe.

"Ich fühlte mich in seiner Gegenwart gut", gestand er und erzählte von vielen interessanten Gesprächen, etwa im Wahlkampfzug durch die Republik 1986 oder auf einer Chinareise im Jahr 1989. Riehl-Heyse habe so über andere geschrieben, wie er selber behandelt werden wollte, sagt Rau, "fair und vornehm".

Riehl-Heyse habe immer nach den Klammern gesucht, die unsere Gesellschaft zusammenhalten. "Er wollte verstehen - und deshalb konnte er auch erklären", lobte der Bundespräsident und fügte hinzu: "Wir nehmen Abschied von Herbert Riehl-Heyse in großer Dankbarkeit für sein Leben."

Chef des "Ressorts Menschlichkeit"

Nach der Lesung eines Textes von Riehl-Heyse durch die Schauspielerin Nina Kunzendorf, erzählte der Londoner SZ-Korrespondent und langjährige Freund von Riehl-Heyse, Stefan Klein, von lustigen und ergreifenden Momenten ihrer Freundschaft.

Der verstorbene Freund habe zwar bei der SZ kein Ressort geleitet, aber dafür sei er Chef des "Ressorts Menschlichkeit" gewesen. Durch "liebevolle Seelenmassage" sei er der große Muntermacher der Redaktion gewesen, sagt Klein ergriffen.

Polt vor traurig lächelnden Publikum

Zum Schluss der Feier las Kabarettist Gerhard Polt ein satirisches "Streiflicht" des Verstorbenen vor. Darin beschreibt der im oberbayerischen Wallfahrtsort Altötting geborene Riehl-Heyse, warum er Autor und nicht Papst geworden sei.

Als er gehört habe, dass Verheiratete eine ungleich schlechtere Chance hätten, dieses Amt zu bekleiden, sei es untertrieben davon zu sprechen, dass eine Welt für ihn zusammengebrochen sei, trug Polt in gewohnt urbayerischer Art dem mittlerweile traurig lächelnden Publikum den Text vor.

(sueddeutsche.de/ddp)

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