Großhesseloher Brücke: Schlägerei:Kein Platz an der Sonne

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Die Sonne scheint und Erwin A. genießt das schöne Wetter an der Großhesseloher Brücke. Doch dann wird aus dem Sonnenplatz ein Schattenplatz - und Erwin A. hat den Schuldigen schnell gefunden.

Christian Rost

In diesen meteorologisch wechselhaften Tagen kann man Erwin A. fast irgendwie verstehen. Er saß mit seinen Kumpels am Kiosk an der Großhesseloher Brücke und genoss den Sonnenschein - bis sich eine Straßenbahn dazwischen schob und einfach stehen blieb. Erwin A. ärgerte sich maßlos über den Schattenplatz, den ihm die Tram unvermittelt bescherte. Wie er sich dann allerdings gegenüber dem Tramfahrer verhielt, dafür zeigte am Mittwoch ein Münchner Amtsrichter kein Verständnis.

Der 50-jährige Lagerist geriet bei dem Vorfall am 19. April diesen Jahres nämlich völlig außer sich. Das lag wohl zum einen an seinem Naturell, das ihm schon 17 Vorstrafen wegen Handgreiflichkeiten eingebracht hat. Zum anderen trug sicher auch der Alkohol dazu bei, dass sich der Mann nicht beherrschen konnte. Gegen 17.25 Uhr hatte er 1,8 Promille.

Mit dem Satz "Müsst's es Arschlöcher immer so weit vorfahren?" stellte er den Straßenbahnfahrer zur Rede, der sein Fahrzeug an der Wendeschleife abgestellt hatte. Der Stadtwerke-Mitarbeiter soll darauf im selben Jargon geantwortet haben, A. solle sich zu seinen "Asozialen" schleichen. So gab ein Wort das andere, bis A. den Fahrer an der Krawatte packte und mit der Faust bearbeitete. In der Tram blieben eindeutige Blutspuren des Übergriffs zurück. Auch von A. stammte etwas Blut: Ein per Notruf verständigter Verkehrsmeister der Stadtwerke eilte seinem Kollegen zu Hilfe und zahlte es Erwin A. mit gleicher Münze heim. Durch die Hiebe verlor er einen Zahn.

Vorm Amtsgericht konnte sich A. nun angesichts einer offenen Bewährungsstrafe kaum Hoffnung auf ein mildes Urteil machen. Der Richterspruch lautete auf sieben Monate Haft. Anwalt Roland Autenrieth kündigte Berufung an.

© SZ vom 14.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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