Glosse:Der langsame Tod des KPO

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Während der Kunstpark Ost so vor sich hin verendet, tut er , wofür er einst erfunden wurde: Er lässt die Kassen klingeln.

Charly Altheimer

Mit dem Sterben ist es so eine Sache. Keiner tut es gerne, und wenn es in der näheren Umgebung stattgefunden hat, trägt man Trauer oder tut zumindest so. Doch wie bereits John Irving in "Witwe für ein Jahr" schrieb, ist den Hinterbliebenen der Blick in die Zukunft wichtiger als der zurück in die Zeiten, als der oder die Verschiedene noch putzmunter durch die Gegend hüpfte.

Die Franzosen, seit jeher ein pragmatisches Volk, hatten schon gut ein Jahrhundert vor Irving den Spruch erfunden: "Der König ist tot, es lebe der König", und auch hierzulande wird immer seltener das Ende bedacht und statt dessen der neue Anfang besungen. Man nennt diesen dann stolz Relaunch.

Dahinsterben lässt Kassen klingeln

Andersrum wird allerdings auch ein Schuh daraus: dann, wenn man das Ende dahingehend bedenkt, dass man aus ihm möglichst viel Gewinn schöpfen kann. Dieses Phänomen ist - und damit sind wir flugs von Amerika über Frankreich in die Grafingerstraße 6 von München gedüst - derzeit im so genannten Kunstpark Ost zu bestaunen.

Der stirbt nun schon so lange vor sich hin, dass jede Verdi- Figur vor Neid erblassen würde, wäre sie nicht schon ("... io moro. ..") leichenfahl. Und während er so vor sich hin verendet, tut er bravourös, wofür er einst erfunden wurde: Er lässt die Kassen klingeln. Wir erinnern uns noch an Plakate wie "Nur noch tausend Tage KPO - all aera party zone" oder "nur noch 999 Tage..." oder, jetzt "nur noch zwei Tage KPO" usw.

"KPO" wie "Kasse, Penunze und Gewinnabschöpfung"

Dabei ist der Tod des KPO natürlich ein Witz. Ein bisserl was wird dicht gemacht, ein bisserl was wandert ein paar hundert Meter weiter, und ziemlich viel bisserl was bleibt, was es war: eine Anbandlmeile (wo es "sexelt", schreibt das Fachblatt Bild) für Früh- bis Spätpubertierende, die weder mit Kunst noch mit Park was zu tun hat.

KPO steht bestenfalls für "Kasse", "Penunze" und "Optimale Gewinnabschöpfung". Der Kunstpark ist tot. Es lebe der Kunstpark.

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