Gilbert & George:Eine Art Party

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Ein riesiges Fest ist die Ausstellungseröffnung im Haus der Kunst. Mittendrin: Gilbert & George. Die beiden Künstler sind die Popstars der Veranstaltung - und da ist ein weiterer: Christoph Schlingensief.

Christina Maria Berr

Es riecht nach Bratwurst, überall hört man von irgendwoher Musik - und über Lautsprecher kündigt eine Frauenstimme das nächste Highlight an. Hereinspaziert, hereinspaziert ins Haus der Kunst. Dort ist am Sonntag Jahrmarktstimmung. Kunst für alle - aber vom Feinsten.

Denn "die große Ausstellung" - so der Titel der Schau - ist vom britischen Künstlerduo Gilbert & George und die sind seit Jahren so hip, wie momentan das Haus der Kunst. Dort landet der Leiter Chris Dercon gerade Coup um Coup: Andreas Gursky, Christoph Schlingensief - und nun die "Living Sculptures": G&G.

Wie kleine Schuljungs sitzen die beiden Herren im Alter von 63 und 65 Jahren bei der Eröffnung nebeneinander. Stets in Anzügen gekleidet. An diesem Tag jedoch sind sie besonders chic herausgeputzt: mit gleicher Krawatte, mit gleichem Anzug, aber unterschiedlichen Schuhen. Später laufen sie durch die Ausstellung, erklären begeistert ihre Werke, und freuen sich an so manchem Bild, als hätten sie es schon lange nicht mehr gesehen.

Kein abgeklärt wirkender Künstlergestus, sondern schlicht aufgeregte Freude. Das passt zu der Veranstaltung: "Es ist wie eine Volksbühne", freut sich Dercon, der gleich noch Lawrence Weiner, Schlingensief und DJ Bernd Hartwich zum Mitfeiern eingeladen hat.

Schlingensief schraubt sich bei einer Diskussion mit dem Hausherrn in wild-gewagten Gedankenspiralen in immer neue, spannende Theorien über Kunst ("Nichts kann so schlecht sein, dass es schon wieder gut ist") und Theatertadel. Münchens Intendanten haben an diesem Tag gefehlt.

Zwischen Hunderten Besuchern stromern die Künstler umher. Irgendwo gibt immer einer ein Autogramm, und als Schlingensief von seiner spontanen Signierstunde aufsteht, bleiben ein paar Fans einfach stehen. Denn Gilbert & George kommen und deren Unterschriften sind ja auch nicht schlecht.

Die winken zwischendurch auch immer wieder geduldig in irgendwelche Kameras und amüsieren das Publikum mit hintersinnigen Antworten. Dass sie am Vorabend bis spät in die Nacht in der Bar von Charles Schumann über Kunst diskutiert haben, merkt man ihnen nicht an. Nur der Kurator Jan Debbaut, der ehemalige Direktor der Tate Collections, hat eine ziemlich rauhe Stimme. Aber das passt ja auch in solch ein Kunstfest.

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