Gewaltakt in München:Kinder foltern Seniorin

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Zwei 13 Jahre alte Jungen haben in Milbertshofen offenbar eine 83-Jährige misshandelt: Sie sollen die Seniorin gezwungen haben, Schnaps zu trinken - und traten auf sie ein.

Susi Wimmer

Zwei 13-jährige Buben sollen am Montagnachmittag eine 83-jährige Frau in Milbertshofen schwer misshandelt haben. "Die Vorwürfe, die momentan im Raum stehen, sind ungeheuerlich", sagt Polizeisprecher Peter Reichl. Ob die Anschuldigungen tatsächlich zutreffen, müssten jedoch erst die weiteren Ermittlungen ergeben.

Der Haupttäter, ein 13-jähriger Schüler, wohnt ebenfalls in Milbertshofen und kannte der Rentnerin offenbar schon längere Zeit. "Er soll früher kleine Gefälligkeiten, beispielsweise Einkäufe, für sie erledigt haben", sagt Reichl.

Argloses Opfer

Was den Schüler und seinen gleichaltrigen Freund am Montagnachmittag dazu veranlasst hat, bei der Frau zu klingeln und sie anschließend regelrecht zu foltern, liegt noch völlig im Dunkeln. Jedenfalls geht die Polizei davon aus, dass die 83-Jährige den Kindern ahnungslos die Türe öffnete und sie hereinließ.

In der Wohnung dann sollen die Kinder die alte Frau mit Gewalt gezwungen haben, Jägermeister aus der Flasche zu trinken. Anschließend misshandelten sie die Frau körperlich, traten die am Boden liegende 83-Jährige und sprühten ihr Rasierschaum in den Mund. Dann ließen sie ihr Opfer einfach liegen.

Details zu der Misshandlung wollte Polizeisprecher Peter Reichl am Dienstag noch nicht bestätigen. Man müsse die einzelnen Aussagen erst verifizieren, erklärte er. Außerdem habe man bislang die verletzte Seniorin noch nicht vernommen.

Der zweite 13-jährige Schüler, der von der Polizei als Mitläufer eingestuft wird, bekam am Abend wohl ein schlechtes Gewissen. Er erzählte die Geschichte einer Vertrauensperson, laut dpa seiner Mutter. Diese alarmierte sofort die Polizei.

Mutmaßliche Täter noch nicht strafmündig

Um kurz nach 20 Uhr trafen Beamte an der Wohnung der Frau in Milbertshofen ein. Sie kümmerten sich um die verletzte Seniorin und verständigten einen Rettungsdienst, der die Frau in ein Krankenhaus brachte. "Lebensgefahr bestand nicht", sagt Polizeisprecher Peter Reichl.

Die Fahndung nach dem Haupttäter lief sofort an, wenig später wurde er von der Polizei in der Innenstadt ausfindig gemacht und festgehalten. Die beiden Kinder wurden anschließend in Anwesenheit der Eltern von den Beamten auf der Inspektion befragt und dann entlassen.

Beide sind noch nicht strafmündig, können also für ihre Tat nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Die Polizei verständigte jedoch das Jugendamt, das sich nun wohl um beide Familien kümmern wird.

Die Kripo ermittelt nun wegen gefährlicher Körperverletzung. Dieser Straftatbestand trifft zu, wenn der Täter bewaffnet war oder wenn mehrere Personen auf ein Opfer einwirkten, wie jetzt im Fall der beiden 13-Jährigen.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung wird der Haupttäter aus Milbersthofen bislang nicht auf der sogenannten Proper-Liste der Polizei geführt. Dort werden jugendliche Intensivtäter aufgelistet und im Auge behalten, die bereits eine bestimmte Anzahl an Straftaten verübt haben oder durch besondere Aggressivität aufgefallen sind.

© SZ vom 10.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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