Geschäftsmodell: Rauchergondel:"Eine kleine Beziehungskiste"

Lesezeit: 2 min

Das Rauchverbot umgehen? Geht eigentlich nur im Freien. Simi Berst, Inhaber des Zoozies, bietet dafür eine besonders kuschelige Variante: Die Rauchergondel.

Annika Stähle

sueddeutsche.de: Herr Berst was bieten Sie Ihren Gästen, die trotz Rauchverbot nicht auf ihre Zigarette verzichten möchten?

Simi Berst: Wir haben im Innenhof zwei Skigondeln aufgestellt. Gäste, die rauchen wollen, sollen nicht im Regen oder Schnee stehen. Sie können sich bequem in eine der beiden Gondeln setzen und nach Herzenslust qualmen.

sueddeutsche.de: Glauben Sie, die Gondeln kommen bei Ihren Gästen an?

Simi Berst: Das wird sich zeigen. Unter unseren Gäste sind etliche Raucher, die sich erst einmal an das Rauchverbot gewöhnen müssen. Wir hoffen, dass sie nicht ganz wegbleiben, sondern unser Angebot nutzen.

sueddeutsche.de: Auf einer gut besuchten Party halten sich über 300 Gäste im Zoozies auf. Reichen da gerade mal zwei Gondeln à vier Personen aus?

Simi Berst: Es wird schon so sein, dass die Leute weniger rauchen. Sie sollen sich in den Gondeln abwechseln. Am Anfang hatten wir darüber nachgedacht, die Gondeln mit Musik und Heizung auszustatten. Das wäre aber dann so kuschlig, dass sie keiner mehr verlassen würde. Die Gondeln mit den Kerzen darin sind sowieso ein potentieller Flirt-Platz - eben eine kleine Beziehungskiste. Da werden sich dann wahrscheinlich auch die Nichtraucher dazu zwängen.

sueddeutsche.de: Wenn sich so viele Menschen darin aufhalten, wie werden die Gondeln denn belüftet?

Simi Berst: Eine spezielle Belüftung gibt es nicht. Wir haben eine Dachluke und Fenster, die sich öffnen lassen.

sueddeutsche.de: Haben Sie die Gondeln überhaupt nicht umgebaut?

Simi Berst: Doch. Wir haben das Innenleben beinahe komplett entfernt. Die Gondeln wären sonst zu schwer. Im Original wiegen sie etwa 250 Kilogramm. Darum haben wir zum Beispiel die automatische Türöffnung entfernt. Dazu wurden die Kabinen komplett restauriert: Der rote Sitzbezug wurde entfernt, damit keine Brandgefahr besteht, wir haben neu gestrichen und sie mit Rollen versehen. Natürlich glänzt auch unser Logo darauf.

sueddeutsche.de: Warum stehen die Gondeln nicht auf dem Bürgersteig vor dem Lokal? Wären sie nicht besser sichtbar für die Gäste?

Simi Berst: Das hatten wir vor, aber wir durften es nicht. Der Bürgersteig ist eine so genannte Freischankfläche. Wir haben den Platz gemietet und müssen uns an die Regeln halten. Das Kreisverwaltungsreferat will keinen Stein ins Rollen bringen. Sie fürchten wahrscheinlich demnächst ganze Raucher-Wohnwagen und -Busse auf dem Bürgersteig.

sueddeutsche.de: Im Innenhof dürfen sie stehen?

Simi Berst: Ja, das ist Privatgrund. Da können sie uns nichts vorschreiben, naja, sagen wir fast nichts.

sueddeutsche.de: Wie sieht es mit der Lärmbelästigung für die Anwohner aus?

Simi Berst: Naja, stellen Sie sich vor, alle Raucher stehen vor der Tür, qualmen und unterhalten sich lauthals. Dann ist es immer noch besser, wenn sie sich in geschlossenen Gondeln aufhalten, die zumindest etwas abschirmen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Kippen nicht überall verstreut herum liegen. Wir haben natürlich Aschenbecher in den Gondeln.

sueddeutsche.de: Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, Gondeln aufzustellen?

Simi Berst: Als ich vom Rauchverbot erfahren habe, wollte ich unbedingt überdachte Räumlichkeiten finden, die flexibel handhabbar sind. ich habe mich etwas umgesehen und bin auf die Gondeln gestoßen. Eine Firma in Österreich hat mir einen Skilift genannt, dessen Gondeln ausgetauscht wurden. Ich musste mich beeilen, habe aber schlussendlich noch zwei ergattern können. Wir werden sehen, ob meine Gäste davon genauso begeistert sind wie ich.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: