"Geobuch"-Laden im Rosental:Am Ende der Straße

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Dem "Geobuch"-Laden im Rosental droht nach 25 Jahren das Aus. Das Spezialgeschäft für Landkarten hat Insolvenz angemeldet.

Otto Fritscher

Es ist einer jener seltenen Läden, die bunte Tupfer in die durchgestylte Geschäftswelt der Münchner Innenstadt setzen: Hierher, ins Rosental, kommt, wer eine Bergsteigerkarte für das Kaukasus-Gebirge braucht, oder eine Seekarte für die Karibik, oder einen speziellen Reiseführer für Südwest-Australien. Landkarten und Stadtpläne sind auch im Zeitalter der Satelliten-Navigation für den Urlaub, eine Expedition oder gar eine Weltreise immer noch unverzichtbar.

Globen, Karten und Reiseführer, für dieses Sortiment ist "Geobuch" über München hinaus bekannt. Jetzt ist der Spezial-Laden von der Pleite bedroht. (Foto: Foto: Rumpf)

"Geobuch" heißt in München die Anlaufstelle für Globetrotter, nur eine Handvoll solcher Spezialisten gibt es bundesweit. Doch der Laden, so scheint es, ist nun am Ende der Straße angekommen: Geobuch droht Ende Juni die Schließung.

Anfang März musste Geschäftsgründer und Inhaber Rainer Michels nach mehr als einem Vierteljahrhundert Insolvenzantrag stellen. Rechtsanwalt Rolf Pohlmann, der zum Insolvenzverwalter bestellt wurde, sagt dazu: "Es ist viel zu spät Insolvenz angemeldet worden - die Gehälter konnten schon einige Monate nicht mehr gezahlt werden."

Den rund 20 Mitarbeitern wurde "vorsorglich", wie Insolvenzverwalter Pohlmann betont, zum 30.Juni gekündigt, die Mietverträge ebenso. Noch gebe es ein Quäntchen Hoffnung, dass Geobuch doch noch weitergeführt werden kann, er sei noch in Gesprächen mit einem möglichen Investor, sagt Pohlmann.

Derlei Gespräche gab es seit März eine ganze Reihe, doch keines führte bislang zu einem verwertbaren Ergebnis. Potentielle Interessenten hätten auch kräftig investieren müssen. Die Aufteilung des Landens sei nicht mehr zeitgemäß, sagt der Insolvenzverwalter. Der Verkauf der Landkarten und Reiseführer findet im Erdgeschoss statt, Miete muss das Geobuch aber auch für Räume im ersten Stock und im Keller zahlen, die als Lager oder Büros genutzt werden.

Zu spät sei auch das Internet als Verkaufsmedium entdeckt worden, erzählen Mitarbeiter im Gespräch mit der SZ. "Es fällt mir schwer, jetzt noch motiviert zu arbeiten, wenn man das Ende so vor den Augen hat", sagt eine Mitarbeiterin, die wie viele andere seit mehr als zehn Jahren zum Geobuch-Team gehört. Viele sind noch länger dabei, der Laden wurde vor 25 Jahren eröffnet.

Ein anderer Grund für den Niedergang sei die Krise, in der sich der gesamte Buchhandel befinde, vor allem seit dem Beginn der Finanzkrise, ergänzt der Insolvenzverwalter.

Doch das ist nicht alles. Wer ein Geschäft aus der Insolvenzmasse kaufen will, schaut sich meistens die Konkurrenzsituation am Ort gründlich an. Das haben die fünf oder sechs Interessenten offensichtlich gemacht. "Die meisten sind vor der drohenden Konkurrenz in der Rieger-City zurückgescheut", erklärt Pohlmann. Dort, direkt am Altstadtring beim Isartorplatz, wird im kommenden Jahr ein großes Outdoor-Geschäft eröffnet, das - so ist zu hören - eine gesamte Etage mit Kartenmaterial und Reiseführern bestücken will.

Mit einem Coffee-Shop zum Schmökern und allem drum und dran. Um dagegen gewappnet zu sein, müsste man bei Geobuch viel Geld investieren, sehr viel Geld. "Wir waren uns mit einem möglichen Investor fast schon einig", erinnert sich der Insolvenzverwalter. Pohlmann hat sogar eine sogenannte "Eigensanierung" in Betracht gezogen. Das hieße, den Betrieb mit den Mitteln weiterzuführen, die gerade noch erwirtschaftet werden - "aber die Zahlen sprechen dagegen", sagt der Insolvenzverwalter.

Sogar einen Umzug in einen kleineren Laden hat er erwogen, "aber das Risiko durch die Konkurrenz, die schon Anfang 2010 eröffnen soll, ist wirklich nicht zu unterschätzen."

Die Kunden, die man am Freitag über Geobuch befragt, sind voll des Lobes über die Kompetenz der Mitarbeiter. "Die haben gewusst, wovon sie reden", sagt einer. Kunde Hartmut Dassel findet die drohende Schließung "sehr schade". Er habe vor jedem Urlaub bei Geobuch Karten gekauft, " in erster Linie von Afrika, Indonesien und Frankreich". Jetzt werde er wohl auf das Internet ausweichen müssen - "oder ich gehe zu Hugendubel".

"Der Geschäftsgründer, der gestern nicht zu erreichen war, habe alles verloren, sagt Pohlmann. Zu den Verlierern gehört auch die Münchner Geschäftswelt, die um einen Farbklecks ärmer ist.

© SZ vom 06.06.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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