Gedenkandacht in Neuperlach:66 Kerzen für den kleinen Peter

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Weiße Federn halten die Kinder in den Händen. Und vorne am Altar haben sie große Kiesel in einen Korb gelegt. "Das symbolisiert, was uns belastet und was uns befreit", sagt Seelsorger Gerhard Wachinger, und die Kinder vor ihm nicken.

Von Stephan Handel

Neben dem Korb mit den Steinen steht ein Foto mit einem Trauerflor in der oberen Ecke - wegen des kleinen Buben auf dem Bild sind sie heute hier zusammengekommen: Klassenkameraden, Freunde, Bekannte gedenken in der Kirche St.Stephan in Neuperlach des vor eineinhalb Wochen ermordeten neunjährigen Peter.

Zwei Mädchen gedenken in der Neuperlacher St. Stephans Kirche ihres ermordeten Schulkameraden. (Foto: Foto: dpa)

Rund 20 Kinder sitzen in der ersten Reihe, gut 40 Erwachsene sind gekommen. Die Feier wurde organisiert vom Elternbeirat der Grundschule am Theodor-Heuss-Platz, direkt gegenüber der Kirche: Hier geht eine von Peters Schwestern zur Schule, und natürlich haben die Kinder mitbekommen, was da Schreckliches geschehen ist in ihrer allernächsten Nähe. "Kommet zu mir, die ihr mühselig und beladen seid", liest Gerhard Wachinger aus dem Matthäus-Evangelium; die Kinder falten die Hände und sind für eine gute halbe Stunde sehr, sehr ruhig.

Ein Lied: "Du bist jederzeit bei mir. Wo ich geh und steh, spür' ich, wenn ich leise bin, dich in meiner Näh'." Die Musik kommt aus dem Cassettenrecorder und scheppert ein wenig, aber inbrünstig singen die Kinder mit, als sei ihnen die Melodie wirklich Trost im Unbegreifbaren.

"In unserem Herzen bleibt er lebendig"

66 Kerzen haben sie vor Peters Bild auf den Boden gestellt, so, dass sie seinen Namen ergeben. Gerhard Wachinger entzündet ein kleines Wachslicht an der großen Altarkerze. "Nun wollen wir für Peter beten", sagt er. Einige Minuten große Stille in der Kirche. Dann kommt jedes der Kinder einzeln nach vorne und entzündet die Lichter im Kerzen-Namen: das R, das E, das T, das E, das P, bis am Ende alle Kerzen brennen. Noch einmal Stille. Das Vater unser. Ein kleines Mädchen liest ein Gebet. "Für unsere Augen ist Peter nicht mehr sichtbar", sagt Gerhard Wachinger. "Aber in unseren Herzen bleibt er lebendig."

Dann ist die Feier zu Ende, aber der Seelsorger sagt, alle könnten so lange bleiben, wie sie möchten. Einige Minuten noch bleiben die Besucher stehen, die vorderste Reihe hält sich an den Händen. Dann rennen die Kinder raus ins Kalte, die Fotografen arrangieren Mädchen um die Namens-Kerzen. Es ist still in Neuperlach.

© SZ vom 01.03.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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