Garchinger Forschungsreaktors:Naturschützer fordern Abschaltung

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Der Forschungsreaktor in Garching ist seit 50 Jahren in Betrieb. Lange genug, findet der Bund Naturschutz und hat die Abschaltung des "Atom-Ei"-Nachfolgers gefordert.

Der Bund Naturschutz (BN) hat zum 50-jährigen Bestehen des Garchinger Forschungsreaktors die Abschaltung des Atommeilers verlangt. "50 Jahre sind genug", erklärte Christian Hierneis, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe München am Montag.

(Foto: Foto: dpa)

Nachdem das sogenannte "Atom-Ei" im Jahre 2000 abgeschaltet wurde, sei es aufgrund verschiedener Vorfälle in dem neuen Nachfolge-Reaktor immer wieder zu Schnellabschaltungen gekommen. "Eine weitere Gefährdung der Menschen und der Umwelt ist nicht mehr hinnehmbar. Abschalten ist die logische Konsequenz."

Es gebe dokumentierte Probleme am Reaktorschutzsystem, am Wärmetauscher, am Kühlkreislauf oder an der Montage von Dübeln, sagte Hierneis. Die Einleitung radioaktiver Stoffe in die Isar setze dem die Krone auf. Wirklich wegweisende Ergebnisse seien in Garching nicht erzielt worden. "Wir brauchen kein sinnloses Pulverfass im Ballungszentrum München."

Das "Garchinger Atom-Ei" mit der offiziellen Bezeichnung Forschungsreaktor München I (FRM-I) war am 31. Oktober 1957 als Forschungsreaktor der Technischen Universität München (TUM) in Betrieb genommen worden und stellte die Keimzelle für den heutigen Campus dar. Am 28. Juli 2000 wurde er abgeschaltet.

Die Einrichtungen im Inneren wurden beseitigt, die charakteristische Aluminiumhülle - ihr verdankte der Reaktor den Namen "Atom-Ei" - blieb als Industriedenkmal stehen.

Der knapp 435 Millionen Euro teure Nachfolgereaktor FRM-II wurde im Juni 2004 eröffnet. Er ist international umstritten, weil er vorerst noch mit atomwaffentauglichem hochangereichertem Uran betrieben wird.

Hochangereichertes Uran sei wiederholt für militärische Zwecke missbraucht worden, sagte Hierneis. Neutronen für die Forschung mittels der gefährlichen Kernspaltung und zudem mit hochangereichertem atomwaffenfähigem Uran zu erzeugen, sei nicht erforderlich und unverantwortbar.

Das bayerische Wissenschaftsministerium wies die Forderung des Bundes Naturschutz nach einer Abschaltung des Garchinger Forschungsreaktors zurück. "Der FRM II ist der sicherste Forschungsreaktor der Welt", erklärte das Ministerium.

"Wenn der Bund Naturschutz von Gefährdungen der Menschen und der Umwelt spricht, entbehrt das jeder Grundlage. Dies ist eine verantwortungslose Verunsicherung der Bevölkerung."

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