Garching:Arbeit am Superteleskop

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Wolfgang Wild von der ESO ist zuständig für den europäischen Beitrag zum weltgrößten Astronomieprojekt: In Chile werden auf 3000 Metern Höhe 66 Riesenantennen zusammengebaut.

Ralf Steinbacher

Das derzeit größte astronomische Projekt der Welt heißt Alma, hat ein Volumen von rund einer Milliarde Euro und wird einmal das größte Radioteleskop der Welt sein. Beteiligt sind zahlreiche Nationen. Der Projektleiter für Europa heißt Wolfgang Wild und arbeitet bei der ESO in Garching. Gerade sind die Teile der ersten europäischen Antenne in Chile angekommen.

(Foto: Foto: Ulla Baumgart)

Die ESO ist die europäische Organisation, die mehrere Observatorien in Chile betreibt. Alma steht für "atacama large millimeter and submillimeter array". Es ist eine Kooperation der Superlative: 66 Antennen werden in Chile auf 3000 Metern zusammengebaut und getestet und dann mit einem in Deutschland konstruierten 28-rädrigen Supertransporter auf ein Hochplateau in 5000 Metern Höhe gefahren. Die in der ESO organisierten europäischen Staaten bauen 25 Antennen mit zwölf Metern Spiegeldurchmesser, weitere 25 steuern USA und Kanada bei, Japan und Taiwan liefern vier große und zwölf kleinere Antennen mit einem Sieben-Meter-Durchmesser.

Projekt soll 2013 fertig sein

Das Basislager auf 3000 Metern ist derzeit eine riesige Baustelle im braunen Sand der Atacama-Wüste: Rund 15 Antennen stehen in Einzelteilen oder zusammengebaut neben großen Hallen, hunderte von Bauarbeitern ziehen Gebäude hoch oder asphaltieren Straßen. "Den ersten Meilenstein haben wir bereits erreicht", sagt Wild. Drei Antennen - immerhin mit neuartiger Hightech bestückt - seien abgenommen und funktionstüchtig, mit zweien seien bereits Messungen durchgeführt worden. "Bis Ende des Jahres wollen wir drei Antennen auf 5000 Metern haben", sagt Wild. Wenn alles läuft, werde Alma Ende 2012 bis Anfang 2013 fertig sein. Wenn, denn so ein internationales Projekt sei unglaublich komplex, schon was die Mentalität der beteiligten Partner betreffe: "Wir lernen ständig dazu." Wild hat sieben Teams zur Verfügung, die die Detailarbeit machen.

Das Observatorium soll Dinge erkennen, die optische Teleskope nicht empfangen können, weil sie andere Wellenlängen "sehen". Alma kann durch die Gasscheiben spähen, aus denen einmal Sonnensysteme entstehen oder Moleküle im All aufspüren und damit die Spuren des Lebens im Universum. Rund 250 Leute werden im Endausbau im Basislager arbeiten. Die wenigen Wissenschaftler, die in 5000 Metern Höhe eingesetzt werden, haben einen besonders exotischen Arbeitsplatz: Weil dort oben die Luft so dünn ist, ist das Gebäude durch Schleusen gesichert und hat eine sauerstoffangereicherte Atmosphäre.

© SZ vom 14.05.2009/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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