Gärtnerplatztheater:Weg vom Stiefkind-Image

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Das Gärtnerplatztheater soll unter seinem neuen Intendanten Ulrich Peters zur "Volksoper" werden. Ein "Theater der Sinne" soll es werden.

Das Münchner Gärtnerplatztheater soll sich nach den Vorstellungen seines neuen Intendanten Ulrich Peters neuen Publikumsschichten öffnen und zu einer echten "Volksoper" werden. "Ich will weg vom Stiefkind-Image. Es muss einfach 'in' werden, auch ins Gärtnerplatztheater zu gehen", sagte Peters.

Gärtnerplatztheater in der Abenddämmerung. (Foto: Foto: Andreas Heddergott)

Um dies zu erreichen, will er "Unterhaltung auf hohem Niveau" bieten. Ihm schwebe ein "Theater der Sinne" vor, aus dem die Menschen nach einer Vorstellung "beschwingt, heiter und gut gelaunt, aber manchmal durchaus auch ein bisschen nachdenklich herausgehen".

Die Auslastung von bislang knapp 70 Prozent will Peters spürbar verbessern. Spätestens im dritten Jahr seiner Intendanz wolle er erste Erfolge sehen. "Es wäre schon gut, wenn wir zu Beginn in jeder Vorstellung 50 Zuschauer mehr hätten." Peters will die Auslastung mittelfristig auf 80 Prozent anheben. Die Zahl der bislang 3500 Abonnenten ("viel zu wenig") möchte er am liebsten verdoppeln. Zum Vergleich: Die Bayerische Staatsoper, das führende Opernhaus Münchens, liegt derzeit bei einer Platzauslastung von rund 92 Prozent.

"Schwellenangst bei der Staatsoper"

Insbesondere Menschen aus dem Umland sollen wieder stärker für einen Besuch des Gärtnerplatztheaters interessiert werden. "Das sind oft Leute, die bei der Staatsoper vielleicht eine gewisse Schwellenangst haben. Die wollen wir für uns gewinnen." Dazu sollen gezielt Reiseveranstalter, Kulturämter und Theatervereine in einem Umkreis von etwa 50 bis 60 Kilometer um München angesprochen werden.

Möglich sei auch, etwa Buchhandlungen als ausgelagerte Vorverkaufsstellen zu nutzen. Peters will darüber hinaus vermehrt Menschen aus dem direkten Umfeld des Theaters, einem bekannten Münchner Szeneviertel, ansprechen.

Programmatisch hat sich der neue Intendant auf mehrere Programmsäulen festgelegt. Dazu gehören Opern von Wolfgang Amadeus Mozart, europäische Spielopern von Albert Lortzing bis ins 20.

Mehr Premieren und Regiegrößen

Jahrhundert, Operetten, Musicals und Tanzaufführungen. Dabei werde man sowohl etablierte als auch unbekanntere Werke präsentieren, sagt Peters. Jedes Jahr soll eine Kinder- und Jugendoper herauskommen. Außerdem soll es immer wieder Aufführungszyklen geben, etwa Opern des frühen Giuseppe Verdi, Märchenopern oder eventuell auch einen Zyklus deutscher Barockopern.

Gesungen wird im Gärtnerplatztheater, wie auch bisher, zumeist auf deutsch. Nur in Ausnahmefällen will Peters Opern in der jeweiligen Originalsprache aufführen lassen. Dazu gibt es über der Bühne jetzt auch eine neue Anlage für die deutsche Übertitelung.

Die Zahl der Premieren will Peters um etwa ein Drittel anheben. "In München muss man einfach Premieren bringen, um im Gespräch zu bleiben." Außerdem sei dadurch eine wesentlich größere Vielfalt des Repertoires zu erreichen. Zur Ästhetik der künftigen Inszenierungen sagte Peters, dass Regisseure, die es nur darauf anlegten, ein Stück zu zertrümmern, im Gärtnerplatztheater fehl am Platze seien.

"Ein Werk soll natürlich aus einer eigenen Sicht heraus inszeniert werden. Man muss es aber schon noch wiedererkennen." Peters will gleichermaßen auf große Regienamen setzen wie auf junge Talente. Er selbst werde in jeder Saison ein Werk selbst auf die Bühne bringen.

Finanziell stellt sich die Situation des Gärtnerplatztheaters derzeit laut Peters angespannt dar. "Die eine Million, die wir vor zwei Jahren einsparen mussten, merkt man an allen Ecken und Enden." Peters will das private Sponsoring, das an der Staatsoper mittlerweile eine erhebliche Rolle spielt, auch im Gärtnerplatztheater ankurbeln. "Ich habe da keine Berührungsängste.

Allerdings müssen wir dafür erst einmal bekannt werden. Heute sind wir für die meisten in Frage kommenden Unternehmen noch ein Niemand." Die erste Saison unter dem neuen Intendanten Peters beginnt am Samstag (13. Oktober) mit einem großen Theaterfest.

Am Sonntag steht mit "Die Hochzeit des Figaro" die erste Premiere dieser Saison auf dem Spielplan. Peters, der in München Literatur, Theater- und Musikwissenschaft sowie Marketing studierte, war zuletzt sieben Jahre lang Intendant des Theaters Augsburg und hatte dort für einen beträchtlichen Zuschauerzuwachs gesorgt. Der Kulturmanager hat sich aber auch als Regisseur einen Namen gemacht: 1997 wurde er für eine Händel-Inszenierung zum "Regisseur des Jahres" gekürt.

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