Gärtnerplatztheater München:Der Intendant geht

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Ohne Angabe von Gründen: Der Intendant Ulrich Peters verlässt das Münchner Gärtnerplatztheater.

Reinhard J. Brembeck

Um die Theaterpolitik des bayerischen Kunstministeriums zu verstehen, müsste man schon der Minister selbst oder der liebe Gott sein. Das war zu Zeiten der unbeschränkten CSU-Herrschaft so, und das ist jetzt trotz eines FDP-Ministers nicht anders. Also wird die neueste Volte nicht vom Ministerium in die Welt gesetzt, sondern vom Betroffenen.

Ulrich Peters, seit 2007 Chef der Münchner Gärtnerplatzoper, verkündet per Pressemitteilung und unüberlesbar verstimmt, dass er vom Ministerium über die Nichtverlängerung seines Vertrages über 2012 hinaus informiert wurde, "ohne Angabe von Gründen". Aus dem Ministerium war zu hören, dass über das entscheidende Gespräch Stillschweigen vereinbart wurde.

Nun sind die Gepflogenheiten in Sachen Gärtnerplatz von jeher seltsam. Kaum jemand verstand, warum vor ein paar Jahren der aufs Schöngeistige abonnierte Intendant Klaus Schultz durch den Regisseur und Betriebswirtschaftler Ulrich Peters ersetzt wurde. Künstlerische Gründe scheinen dabei kaum eine Rolle gespielt zu haben, zumal auch Hausdirigent David Stahl beiden Intendantenherrn dienen durfte. Vermutlich versprach Peters einfach eine wirtschaftlich effizientere Leitung.

Nun ist nach nur zweieinhalb Jahren Amtszeit von Peters die Liebe des Ministeriums zu seinem Kandidaten erloschen. Über die wahren Gründe kann man derzeit nur rätseln, hat sich Peters doch in puncto Auslastung und Finanzen nichts zu Schulden kommen lassen. Künstlerisch freilich hat das Haus überregional auch nicht gerade Furore gemacht.

So lässt sich über Sinn und Unsinn dieser Nichtverlängerung wohl erst dann diskutieren, wenn das Ministerium Stellung nimmt - und einen Nachfolger für Peters benennt. Grob fahrlässig wäre es, wenn das Ministerium noch gar keinen Impresario verpflichtet hätte. Denn von 2012 an steht eine dreijährige Sanierungsphase ins Haus, für die das Theater keine feste Ersatzspielstätte erhält. Gedacht wird vielmehr an verschiedene Spielorte. Das ist nicht gerade eine einladende Vorgabe für einen Neuling.

Hoffentlich hat man sich im Ministerium vor der Personalentscheidung ernsthaft Gedanken über Bestimmung, Zweck und Ausrichtung des zweiten Münchner Opernhauses gemacht. Denn seit vielen Jahren schon steht es im Schatten der Staatsoper, der es nur allzu selten - zuletzt mit Benjamin Brittens "Death in Venice" - Paroli bieten konnte.

Genau an diesem Punkt aber sollten die Überlegungen ansetzen. Die Zukunft müsste ein Gärtnerplatztheater als selbständige Alternative zur Staatsoper mit sich bringen. Das hat beispielsweise Berlins Komische Oper geschafft. Und was den Preußen recht ist, müsste den Bayern billig sein - auch ohne deshalb das Vorbild gleich kopieren zu müssen.

Ob aber so weite Voraussicht und ein solches Wollen im Kunstministerium walten, daran darf man durchaus zweifeln.

© SZ vom 12.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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