Fußball-WM:München ist noch nicht ausgebucht

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"Zimmer frei in allen Kategorien" - während die Fifa-Vertragshäuser voll sind, warten kleine Hotels noch auf Gäste.

Otto Fritscher

Vier Monate vor dem Anpfiff des Eröffnungsspiels in der Fröttmaninger Arena sind die Hotels in München während der Fußball-Weltmeisterschaft noch lange nicht ausgebucht. "Es sind noch in jeder Kategorie Zimmer zu haben", bestätigt Tourismus-Chefin Gabriele Weishäupl. "Wir haben das selbst getestet und im Internet gebucht, das ist definitiv kein Problem." Von "bisher keiner so großen Nachfrage" spricht auch Conrad Mayer, Vorsitzender des Münchner Hotel- und Gaststättenverbands.

Das Thema WM, die vom 9. Juni bis 9. Juli dauert, werde häufig überschätzt. Er rechnet mit circa 550000 Menschen, die zur WM nach München reisen - dafür bleiben wohl Besucher weg, die den WM-Rummel meiden wollen.

Mayers Erklärung für den bislang gebremsten Run auf die Münchner Hotelzimmer: "Das Buchungsverhalten ist kurzfristiger geworden." Sein Haus, das Conrad-Hotel de Ville, sei bislang während der WM zu 70 Prozent belegt - voll sei es an den sechs Tagen, an denen in München Spiele stattfinden. In der Stadt München gibt es 44000 Hotelbetten plus 10000 im Umland in knapp 500 Hotels.

Ein Kontingent von zirka 4000 Betten in 40 Hotels hat die Fifa in München reserviert. "Die Nachfrage ist sehr groß, aber es gibt noch Zimmer, schwierig wird es aber zum Eröffnungsspiel", sagt Thomas Edelkamp, Geschäftsführer Fifa Accomodation Services. Vertraglich vereinbart ist, dass die Fifa Ende Februar und Ende April reservierte Zimmer zurückgeben darf, wenn die Nachfrage schwach sein sollte. "In München werden wir aber wohl kaum etwas zurückgeben", glaubt Edelkamp.

Zu den Vertragshotels der Fifa, in denen vor allem Offizielle wohnen, gehört der Bayerische Hof. "Wir sind schon seit einer ganzen Weile komplett ausgebucht bucht", sagt PR-Direktorin Regine Hofmann. Die Fifa habe 80 Prozent der Zimmer gebucht, der Rest sei überwiegend an Stammgäste vergeben worden. "Neue Anfragen können wir nur noch über Warteliste entgegennehmen", sagt Hofmann. Die Zimmerpreise bewegen sich im Bayerischen Hof während der Fußball-WM auf Wiesn-Niveau. Ein Doppelzimmer kostet 614 Euro mit Frühstück und Halbpension.

"Wir haben einen vorläufigen Bescheid von der Fifa, dass deren Kontingent an den sechs Spieltagen komplett ausgeschöpft wird", berichtet Stephan Interthal, geschäftsführender Direktor des Hotels Vier Jahreszeiten Kempinski. Die Fifa habe das Haus mit den 350 Zimmer komplett gebucht. "Bei uns sind vor allem die Sponsoren untergebracht", weiß Interthal.

"Es gibt noch Zimmer, und zwar hauptsächlich an den Tagen, an denen keine Spiele stattfinden", sagt Christian Ruge, der im Dorint-Hotel Bayerpost für den Verkauf zuständige Manager. Auch die Bayerpost sei ein Fifa-Vertragshotel. Von den 396 Zimmern und 57 Suiten seien aber noch einige zu haben. Der Zimmerpreis betrage an einem Tag, an dem nicht gespielt werde, 185 Euro. "Es sieht so aus, als ob wir ausgebucht wären", sagt Hannah King, die zwei Hotels in der Stadt führt. "Wir haben uns schon 1999 als Fifa-Vertragshotel beworben", erinnert sich Hannah King. Ihr Fazit: "Wer nach München kommen will, wird auch ein Zimmer bekommen."

Nicht bei allen Hoteliers, vor allem bei denen, die kein Fifa-Vertragshaus sind, herrscht Zufriedenheit. "Wir haben schon mehr Reservierungen für das Oktoberfest 2006 als für die Fußball-WM", klagt Karl F. E. Niggemann, Geschäftsführer des Münchner Hotelverbunds. Dieser vertritt 22 Hotels mit bis zu 100 Zimmern. "Die Auslastung während der WM ist noch nicht messbar", sagt Niggemann. Wer jetzt buche, habe eine riesengroße Auswahl. Seine Befürchtung: "Viele Fans wollen einfach Party machen und mit dem Rucksack im Sommer draußen irgendwo campieren." Und Niggemann prophezeit: "Die Preise werden noch runtergehen." Zurzeit würden Aufschläge von "locker 50 Prozent" verlangt, es gebe auch die Bedingung, mindestens drei Nächte zu bleiben. Niggemann: "Das ist wie beim Oktoberfest."

Tourismus-Chefin Gabriele Weishäupl findet es eine gute Nachricht, dass man "jetzt noch Zimmer zu nicht überhöhten Preisen bekommen kann." Zudem setze das Tourismusamt "dieses Jahr nicht alleine auf Fußball", sondern spreche auch andere Zielgruppen an. Und Frank-Ulrich John, Sprecher des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands, erinnert an die Olympischen Spielen 1972: "Da war München angeblich ausgebucht, aber tatsächlich waren 30 Prozent der Hotelbetten frei."

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