Fußball WM-Eröffnungsfeier:Aufschrei im Süden

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Münchner Politiker finden die Entscheidung abwegig, die Fußball-Weltmeisterschaft in Berlin zu eröffnen.

Von Berthold Neff

(SZ vom 23.12.03) — Die Eröffnungsfeier der WM 2006 am 8. Juni 2006 in Berlin, für München aber nur das Eröffnungsspiel? Dieser Plan von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD), über den die SZ am Samstag berichtete, sorgte gestern für Zündstoff.

Am lautesten protestiert OB Christian Ude (SPD), der partout nicht einsehen will, dass man eine Weltmeisterschaft eröffnet, ohne nach dieser Feier auch wirklich Fußball zu spielen - also dem Vorspiel kein Spiel folgen lässt.

Ude verstimmt

Ude hat wegen der "sachfremden und unverständlichen" Ankündigung seines Parteifreundes (Schily vertritt den Wahlkreis München-Land) bereits Brandbriefe an die Fifa und an das Organisationskomitee geschrieben. Ude fordert darin, dass München nicht nur das erste Spiel, sondern auch die Eröffnungsfeier bekommt.

Er mache dies, so Ude gestern zur SZ, "nicht aus Lokalpatriotismus, sondern weil das eine fußballfremde Entscheidung wäre". Man könne "nicht ein Eröffnungsfest ins Leere laufen lassen, und dann anderswo das Eröffnungsspiel anpfeifen ohne den geringsten feierlichen Auftakt".

Skurrile Bewegungen

Zudem könnten es sich die wenigsten Fußballfans leisten, mal schnell zwischen diesen beiden Ereignissen hin und her zu jetten. Ude: "Diese skurrilen Flugbewegungen werden sich die Funktionäre und die politische Klasse leisten können, nicht aber die Masse der Fans."

Es sei München vom Organisationskomitee stets avisiert worden, dass es zum Eröffnungsspiel auch die Feier bekommen werde, "weil es immer so war und weil der Fifa-Kongress ja hier in München stattfindet", wie Ude sagt. Dieser Kongress sei ja einer der Gründe gewesen, warum München das Eröffnungsspiel erhalten habe.

Der Chef der Rathaus-SPD, Helmut Schmid, sieht nicht nur Schily im "absoluten Abseits, sondern die ganze Regierungs-Mannschaft". Schmid erinnerte daran, dass ursprünglich sogar überlegt wurde, die Eröffnungsfeier in der weltbekannten Architektur des Olympiastadions anzusetzen und das Eröffnungsspiel kurz danach in der neuen Arena in Fröttmaning anzupfeifen.

Nicht akzeptabel

Nicht zuletzt wegen des so entstehenden Bruchs habe man darauf verzichtet. Nun aber einen ganzen Tag und etwa 600 Kilometer zwischen Eröffnung und Anstoß zu legen, hält er für nicht akzeptabel.

CSU-Fraktionschef Hans Podiuk sieht in der Entscheidung für Berlin ein wahltaktisches Manöver von Bundeskanzler Gerhard Schröder. Der wolle im Herbst 2006 erneut gewählt werden und möchte sich im Sommer als WM-Ausrichter feiern lassen, anstatt diesen Lorbeer dem CSU-regierten Freistaat zu überlassen. Podiuk: "Für dieses Foul kann es nur eine Strafe geben - die rote Karte!"

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