Olching:Vision Fußgängerzone

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In den Zukunftskonferenzen taucht ein alter Wunsch wieder auf: die Fußgängerzone für Olching. Politiker sehen jedoch viele Hindernisse.

Karl-Wilhelm Götte

Bei den bisher im Verborgenen abgelaufenen zwei "Zukunftskonferenzen" mit ausgewählten Bürgern und Vertretern der Gemeindeverwaltung, die von einem Berater aus Augsburg moderiert werden, kam auch das Thema Fußgängerzone wieder zur Sprache.

Vorteil Auto: In der Olchinger Hauptstraße haben die Autos Vorfahrt. Fußgänger müssen sich oftmals sputen, wollen sie die Straße im Berreich zwischen Nöscherplatz und Bahnhof überqueren. (Foto: Günther Reger)

Viele Olchinger klagen seit Jahren über die Enge auf der Hauptstraße, den ausufernden Verkehr und fehlende Parkplätze vor den Geschäften. Fußgänger haben tagsüber Mühe die Straße zu überqueren und auch Radfahrer leben gefährlich.

Doch für die Kenner der Olchinger Szene bleibt eine auch nur 400 Meter lange Fußgängerzone auf der Hauptstraße von der Ecke Bahnhofstraße bis zum Nöscherplatz "eine Illusion", wie es der ehemalige Bürgermeister und heutige Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Ewald Zachmann, formuliert. "Das wäre ein Traum", sagt er, aber nicht machbar, weil die Hauptstraße nach wie vor eine Hauptverbindungsstrecke durch Olching sei. Eine Fußgängerzone wäre deshalb nur mit einer Untertunnelung des Verkehrs zu realisieren, was jedoch an den hohen Kosten scheitern würde.

Peter Wehrle vom Sprecherteam der Agenda 21 will sich die Fußgängerzone wenigstens als "Vision" erhalten. Er denkt aber auch schon weiter. "Als Sofortmaßnahme wäre eine Verkehrsberuhigung sicherlich möglich", sagt Wehrle. Er hat ebenfalls an den Zukunftskonferenzen - die jüngste fand vor zehn Tagen statt - teilgenommen und sie als eine "erneute Aufbruchstimmung" in Olching durchaus positiv erlebt. In den neunziger Jahren fand bereits ein ähnlicher Ortsentwicklungsprozess statt, der in ein Olchinger Leitbild mündete, aber ohne Konsequenzen blieb.

Wehrles Konzept für eine verkehrsberuhigte Zone auf der Hauptstraße geht von "Shared space" aus - einem gemeinsam genutzten öffentlichen Raum. "Alle Verkehrsteilnehmer, also Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger, sind gleichberechtigt", erläutert Wehrle. Bei dieser Konzeption fehlen auf der Straße Markierungen, Schilder und Ampeln. Es gibt nur die Unterscheidung zwischen "Straße" und "Pflaster", also zwischen Fahren und Gehen.

Das Verhalten auf der Straße wird durch Interaktion und nicht durch Regulierung mit Schildern gesteuert. Auch Zachmann könnte sich vorstellen, die Fahrbahn der Hauptstraße zu verschmälern und den Rad- und Fußgängerweg breiter zu machen. Doch auch dafür sieht er wenig Chancen. Als die Verkehrsberuhigung vor etwa 15 Jahren in Olching ernsthaft diskutiert wurde, sammelten die Anwohner aus den umliegenden Nebenstraßen, die zusätzlichen Verkehr befürchteten, umgehend 2000 Protestunterschriften. Damit war die Idee für viele Jahre vom Tisch.

"Eine Verkehrsberuhigung der Hauptstraße kann nur funktionieren, wenn wir die Süd-West-Umgehung bekommen", bekräftigt Tomas Bauer, CSU-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat. Er rechnet dann mit größerer Entlastung beim Autoverkehr durch Olching. Zachmann zweifelt daran: "Das wird die nicht bringen." Auch komme eine Süd-West-Umgehung frühestens in drei Jahren. Eine Fußgängerzone hält auch Bauer für absolut unrealistisch. "Da gebe es Bürgerkrieg im Ort", formuliert er drastisch und denkt an die Anwohner in den Nebenstraßen und die Geschäfte an der Hauptstraße, die sich noch nie mit einer Verkehrsberuhigung und schon gar nicht mit einer Fußgängerzone anfreunden konnten.

Wehrle hofft jedoch darauf, dass die Debatte im Rahmen des Ortsentwicklungsprozesses nicht wieder vorzeitig abbricht und weitere Ideen entwickelt werden, um die Hauptstraße wenigstens teilweise vom Autoverkehr zu befreien.

© SZ vom 20.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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